: Knapp, knapper, Kleist
MEDIEN Thomas Kleist wird neuer Chef des Saarländischen Rundfunks – einst arbeitete er für Lafontaine
Wahrscheinlich hätte der Hickhack hinter den Kulissen Fritz Raff sogar ein kleines bisschen Spaß gemacht: Erst im siebten Wahlgang wurde der Medienjurist Thomas Kleist als Nachfolger des im Januar nach Krankheit verstorbenen Intendanten des Saarländischen Rundfunks (SR) gewählt. Mit 18 zu 17 Stimmen setzte sich das SPD-Mitglied im SR-Rundfunkrat gegen Arte-Programmdirektor Christoph Hauser durch.
Bei den vorausgegangenen sechs Wahlgängen – drei hatten bereits am Mittwoch stattgefunden – erreichte keiner das vorgeschriebene Zweidrittelquorum; jetzt, im Durchgang Nummer sieben, genügte die einfache Mehrheit. Doch da war die Intendantenwahl, bei der Kleist von Anfang an als Favorit und allseits mehrheitsfähiger Kandidat gehandelt wurde, schon fast zur Farce verkommen. Denn die Saarbrücker Jamaika-Koalition unter Peter Müller (CDU), die sich sonst so gern fortschrittlich und eher undogmatisch gibt, fiel plötzlich in längst vergangen geglaubtes parteipolitisches Strammstehen zurück: In buchstäblich letzter Minute wurde mit dem Arte-Mann Hauser ein eigener Kandidat auf CDU-Ticket ins Rennen geschickt und erbarmungslos an ihm festgehalten.
Nun zieht aber ein echter Saarländer auf Schloss Halberg, dem Sitz des SR, ein. Kleist, Jahrgang 1955, ist dort geboren, hat in Saarbrücken Jura studiert und unter Oskar Lafontaine als Staatssekretär gedient. Er ist kein Journalist, aber durchaus ein Medienmensch, der sich auch außerhalb des öffentlich-rechtlichen Systems auskennt: Von 1985 bis 1996 beaufsichtigte er als Chef der Landesmedienanstalt Saarland die privaten Sender, ab 2000 war er Direktor des Instituts für Europäisches Medienrecht (EMR) an der Saar – und Vorsitzender des SR-Verwaltungsrats. Seine Hauptaufgabe ist so überschaubar wie schwierig: den Hallberg zu halten und die Unabhängigkeit der zweitkleinsten ARD-Anstalt zu sichern. STEFFEN GRIMBERG