: Hunderttausende protestieren gegen Saleh
JEMEN Frauenfeindliche Äußerungen des Präsidenten mobilisieren erneut die Opposition. Regimetreue Kräfte schießen auf Demonstranten. Golfkooperationsrat trifft sich mit Vertretern beider Seiten
SANAA dapd/afp/rtr | In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sind Sicherheitskräfte am Sonntag mit Waffengewalt, Tränengas und Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen, die gegen frauenfeindliche Äußerungen von Präsident Ali Abdullah Saleh protestierten. Dabei wurden nach Angaben von Ärzten mindestens 220 Menschen verletzt. 20 von ihnen erlitten Schussverletzungen. Sanitäter wurden von den Sicherheitskräften behindert, als sie den Betroffenen helfen wollten.
Saleh hatte erklärt, das gemeinsame Demonstrieren von Männern und Frauen verstoße gegen islamisches Recht. Mehr als 100.000 Demonstranten gingen allein in der Stadt Tais auf die Straße und riefen Parolen gegen den Staatschef. In den Städten Ibb, Aden und Schabwa kamen weitere zehntausend Menschen zusammen. In der Hafenstadt Hudaida gaben Polizisten in Zivil nach Angaben von Augenzeugen Schüsse ab, als Tausende Demonstranten durch die Straßen zogen. Die Regierungsgegner hätten Steine geworfen.
Bereits am Samstag hatten mehrere tausend Menschen bei Demonstrationen ihren Unmut über Salehs Äußerungen ausgedrückt, die sie als Beleidigung der Frauen und des jemenitischen Volkes zurückwiesen. An den Protestmärschen beteiligten sich wieder zahlreiche Frauen.
Die Proteste gegen Saleh halten seit Ende Januar an. Die Demonstranten fordern den Rücktritt des seit 32 Jahren regierenden Präsidenten. Bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften wurden Schätzungen zufolge seit Beginn der Proteste mehr als 120 Menschen getötet.
In der saudi-arabischen Hauptstadt Riad kamen die Außenminister der Staaten des Golfkooperationsrats zusammen, um über den Verlauf ihrer Vermittlungsbemühungen bei der Krise im Jemen zu beraten. In einer Erklärung des Rats hieß es, die Vermittlungen sollten fortgesetzt werden. Es werde bald weitere Verhandlungen zwischen dem Golfkooperationsrat und der jemenitischen Regierung geben.
Vor einer Woche hatte der Golfkooperationsrat einen Vorschlag unterbreitet, wonach Jemens Staatschef Saleh seine Befugnisse an seinen Vize Abdrabuh Mansur Hadi überträgt. Der Plan sieht zudem die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit unter Führung der Opposition vor, die eine Verfassung erarbeiten und Wahlen organisieren soll. Vertreter der parlamentarischen Opposition im Jemen, die an der Sitzung in Riad teilnahmen, forderten danach erneut den Rücktritt Salehs. Die Delegation wurde vom ehemaligen Außenminister Mohammed Basindwa angeführt. Am Mittwoch treffen sich Vertreter des Kooperationsrates in Abu Dhabi mit den EU-Außenministern.