: „Hirn- und herzlos“
Nach Griechenlands 1:4 gegen die Türkei gerät Nationaltrainer Otto Rehhagel ins Kreuzfeuer der Kritik
PIRÄUS dpa ■ Otto Rehhagel steht nach seiner peinlichsten Niederlage als Griechenlands Nationalcoach und dem drohenden EM-K.o. massiv unter Druck. Der deutsche Fußballlehrer sieht den Titelverteidiger trotz des bitteren Türkei-Debakels aber immer noch auf dem richtigen Weg zur Europameisterschafts-Endrunde im kommenden Sommer. Seinen Optimismus konnte der einst als „Rehhakles“ gottgleich gefeierte Trainer nach dem 1:4 am Samstagabend gegen den Erzrivalen Türkei aber nur aus der Schwäche der restlichen Konkurrenz ziehen. „Gott sei Dank haben die Norweger auch verloren. Wir sind noch im Geschäft“, sagte Rehhagel.
Die griechischen Medien wollten am Vorabend des Nationalfeiertags der Rehhagel’schen Rechnung aber nicht folgen und gingen nach der enttäuschenden Vorstellung schonungslos mit ihrem EM-Helden von 2004 ins Gericht. „Rehhagels Mercedes muss aus dem Verkehr gezogen werden“, titelte die Zeitung Sporttime in Anspielung auf die Herkunft des Trainers und einen Teamsponsor. „Hirn- und herzlos in Piräus“, schrieb Kathimerini, und To Wima sah in der deutlichen Schlappe sogar eine „Tragödie in Piräus“.
Mit neun Punkten aus vier Spielen liegen die Griechen als Zweite der Gruppe C immer noch auf einem Qualifikationsplatz für das Turnier in Österreich und der Schweiz, doch der Auftritt machte wenig Hoffnung auf eine erneut erfolgreiche EM-Mission. „Meine Jungs sind niedergeschlagen. Wir müssen sehen, wie wir diese Niederlage verkraften“, so Rehhagel. Schon am Mittwoch steht das nächste Qualifikationsspiel auf Malta an, und sogar der Fußballzwerg könnte mit einem Überraschungscoup bis auf zwei Punkte an die Griechen heranrücken.
Unbeirrt hält Rehhagel an seinem in die Jahre gekommenen EM-Team fest und verweigert einen Neuaufbau. Gegen die Türkei standen gleich acht Spieler auf dem Platz, die auch schon beim Finaltriumph von Lissabon im Sommer 2004 zur Startformation gehörten. Diesmal patzte Torwart-Oldie Antonis Nikopolidis. „Pack deine Sachen und geh“, lautete das Urteil der Zeitung Athlitiki, das bei weiter ausbleibendem Erfolg schnell auch für Rehhagel gelten könnte.
Trotz der frühen Führung durch ein Tor des Frankfurter Bundesligaprofis Sotirios Kyrgiakos (5. Minute) fanden die Griechen durch die folgende Defensivtaktik nicht ins Spiel und wurden durch die Treffer von Tuncay Sanli (26.), Gökhan Unal (55.), Tümer Metin (71.) und Gökdeniz Karadeniz (82.) regelrecht gedemütigt. Die Türken haben nach vier Siegen das EM-Ticket erstmals seit 2000 praktisch sicher.