: Union verliert eine Symbolfigur
MATTUSCHKA GEHT
Die Fans von Energie Cottbus werden es schwer haben, ihrem neuen Star einen adäquaten Liebesbeweis in Versform angedeihen zu lassen. Die Fans von Union Berlin hatten da diesen Gesang, der immer durchs Stadion hallte, wenn Torsten Mattuschka zum Freistoß anlief: „Torsten Mattuschka, du bist der beste Mann / Torsten Mattuschka, du kannst, was keiner kann / Torsten Mattuschka, hau ihn rein für den Vereeeeeeeein!“, skandierten sie.
Der so Besungene hat den Berliner Zweitligisten nun verlassen. Mattuschka wechselte zu Beginn dieser Woche von Union zu Energie Cottbus in die Dritte Liga – zu dem Klub, von dem er vor neun Jahren kam. Der 33-jährige Mittelfeldspieler, noch in der vergangenen Saison mit zwölf Toren und ebenso vielen Vorlagen bester Scorer der Zweiten Liga, kam unter dem neuen Union-Trainer Norbert Düwel kaum zum Einsatz. Bei den Lausitzern unterschrieb „Tusche“, wie er genannt wird, nun einen Dreijahresvertrag.
Mit Mattuschka geht eine Symbolfigur bei Union: Er war Maskottchen, Führungsspieler (als langjähriger Kapitän) und Klassenclown in einer Person. Vor allem war er aber auch Erfolgsgarant. Mit dem gebürtigen Cottbuser erlebte Union drei Aufstiege. Nach 299 Pflichtspielen für die Roten, in denen er 70 Tore erzielte, ist nun Schluss in Köpenick. Ein Abschiedsspiel wird es noch geben.
Sein Abgang kommt gar nicht so überraschend. Der neue Coach Düwel setzt voll auf eine Verjüngungskur und auf einen Neuaufbau bei Union. Vor allem steht Mattuschka nicht für den schnellen, konterorientierten Fußball, den Düwel spielen lassen will. Mattuschka kickt eher etwas old school, zur Not mit der Brechstange – und war damit verdammt erfolgreich.
Düwel war sich natürlich des Risikos bewusst, Mattuschka zu verlieren – er geht es ein. Der 46-Jährige pokert damit ziemlich hoch. Seine Bilanz mit bisher drei Unentschieden und einer 0:4-Niederlage ist, will man es freundlich sagen, ausbaufähig. Sollte der neue Kurs eine zu lange Anlaufzeit brauchen und nicht die nötigen Punkte bringen, wird man einen gestandenen Zweitligaspieler wie Mattuschka, der Spiele entscheiden kann, noch vermissen. JENS UTHOFF