: „Das hört nicht mit Nazis auf“
KINO Zur Mobilisierung für den ersten Mai zeigt das Cinema eine Filmreihe gegen rechts
■ ist eine antifaschistische Filmreihe im Cinema zur Mobilisierung für die Demos am 1. Mai. Weil die Veranstalter ins Visier der rechten Szene geraten sind, möchten sie anonym bleiben.
taz: An solchen Tagen hat man es ganz schön schwer mit einer antifaschistischen Filmreihe, oder?
Ja, unsere Termin liegen Sonntagsnachmittags, und das Wetter war bislang immer ziemlich gut. Aber wir hoffen natürlich trotzdem auf Zuschauer. Schließlich ist die Reihe unser Beitrag zur Mobilisierung für den ersten Mai.
Was bekommen die Zuschauer denn zu sehen?
Am Sonntag zum Beispiel erzählt ein Film die Geschichte des jungen Juden Gad Beck. Der lebte in Berlin und war schwul, die Nazis deportierten seine große Liebe nach Auschwitz. Beck ging in den Untergrund und organisierte die Flucht anderer Juden. Er lebt noch heute. Mit Geschichten wie seiner wollen wir auch im Hinblick auf heute zeigen, dass Widerstand immer irgendwie möglich ist.
Heute ist es aber einfacher: Fast jeder ist ja gegen die Nazis.
Die NPD ist vielleicht gesellschaftlich geächtet, aber mit denen hört es ja nicht auf. Ihre rassistischen Positionen sind anschlussfähig. Das zeigt sich immer wieder, etwa mit der großen Zustimmung, die Sarrazin für sein Buch bekommen hat. Deswegen spielen bei uns auch Themen wie Alltagsrassismus der Flüchtlingsunterkünfte eine Rolle.
Stören Sie sich daran, dass solche Widersprüche von der Parole „Gegen Nazis“ oft verdeckt werden?
Schon, aber ich finde es trotzdem sehr gut, wenn in einer Stadt so eine Anti-Nazi-Stimmung vorherrscht wie jetzt. Es gibt ja vielen Leuten, die Möglichkeit aktiv zu werden. Sowas bringt auch viel Nachwuchs, das Thema Rechtsradikalismus kommt auf den Tisch, die Leute werden darüber aufgeklärt, was die Nazis so treiben. Das macht viel Wirbel. Interview: Christian Jakob
„Die Freiheit des Erzählens. Das Leben des Gad Beck.“ So, 15 h, Cinema im Ostertor. Filmreihe noch bis 8. Mai, Infos: kinoinbewegung.blogsport.eu
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen