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Archiv-Artikel

Hoffnung für Fische

EU-Kommission will den Rückwurf von unerwünschtem Beifang aus den Fischernetzen ins Wasser verbieten

BRÜSSEL afp ■ Mit dem Über-Bord-Werfen von Millionen Tonnen toter Fische und anderer Meerestiere, die Europas Fischern als sogenannter Beifang ins Netz gehen, soll nach dem Willen der EU-Kommission bald Schluss sein. „Dieser verschwenderischen Praxis muss ein Ende gemacht werden“, sagte EU-Fischereikommissar Joe Borg gestern in Brüssel und stellte ein neues Fischereikonzept seiner Behörde vor: Es sollen Höchstmengen für Beifänge eingeführt und die Rückwürfe ins Meer nach und nach verboten werden.

Nach EU-Angaben beträgt die Beifangmenge bei einigen Schleppnetzfischereien bis zu 90 Prozent des gesamten Fangs.

Durch das Über-Bord-Werfen würden wertvolle Meeres-Ressourcen vergeudet, denn die meisten Tiere seien verendet, wenn sie zurück ins Wasser kämen, kritisierte Borg: „Das schadet der Meeresumwelt, ist unwirtschaftlich und ethisch nicht vertretbar.“ Zwar gebe es schon jetzt technische Vorschriften – etwa über die Maschengröße der Netze oder „Fluchtfenster“. Es sei aber nur schwer zu kontrollieren, ob und wie die Regeln angewendet würden.

Bei ihren Vorschlägen setze die Kommission offensichtlich darauf, dass die EU-Fischer selbst den besten Weg finden, um die Menge an unerwünscht an Land gezogenen Meerestieren zu reduzieren.

Die bisherige Beifangpraxis kann ganze Fischbestände in Gefahr bringen, wirtschaftlichen Nutzen jedoch bringen die überzähligen Meerestiere nicht. Oft behalten die Fischer beispielsweise nur die teuersten Fischarten an Bord, die übrigen werden wieder ins Wasser geworfen, obwohl auch sie sich vermarkten ließen. Auch die EU-Fangquoten, die eigentlich dem Schutz bestimmter Arten dienen, können ein Problem sein: Ist etwa die Kabeljau-Quote schon erfüllt, geht der unfreiwillige Beifang dieser Fischart zurück ins Meer. Jedoch gehen auch Schildkröten, Seevögel oder Meeressäuger wie etwa Kleinwale ins Netz, die jämmerlich verenden.

Nach einer Studie der Welternährungsorganisation (FAO) aus dem Jahr 2005 gehen allein im Nordatlantik alljährlich rund 1,3 Millionen Tonnen Fisch und andere Meerestiere ungenutzt als Beifang über Bord, das sind 13 Prozent des Gesamtvolumens. Über die Pläne soll bis Jahresende beraten werden, konkrete Maßnahmen könnten dann frühestens 2008 anstehen.