: „Das war gar kein richtiges Länderspiel“
Mit einer B-Elf verdient sich Joachim Löw seine erste Niederlage als Bundestrainer. Das Duisburger Publikum ist sauer
DUISBURG taz ■ Bei deutschen Länderspielen wird nicht nur für Luxusautos und Telefone, sondern auch für Heimwerkerbedarf geworben. „Der neue Katalog ist da“, hatte eine Baumarktkette am Mittwochabend rot und weiß auf die Banden der Duisburger MSV-Arena drucken lassen. Eine ähnliche Botschaft hatte sich auch Joachim Löw für die Fußball-Nationalmannschaft ausgedacht: Gleich sechs neue Spieler stellte der Bundestrainer im Freundschaftsspiel gegen Dänemark ins Schaufenster. Doch der Werbeauftritt ging daneben. Unter Pfiffen verlor die DFB-Auswahl 0:1.
Lange 73 Jahre hatte das Duisburger Publikum auf ein Länderspiel warten müssen. Was die 31.000 zu sehen bekamen, erinnerte dann an das Spiel einer hibbeligen A-Jugend-Mannschaft gegen abgezockte Senioren. Die erste gefährliche Situation für die dänischen Spieler entstand so nach einer Viertelstunde, als der Rasensprenkler eine sinnfreie Wasserattacke startete. Immerhin bewies der Stadion-DJ Reaktionsvermögen und ließ binnen Sekunden Roberto Blancos „Ein bisschen Spaß muss sein“ vom Band. Die Lust auf das Duell mit den Deutschen war den Dänen bereits vorm Anpfiff vergangen. Von Beginn an wollten die Gäste die undiplomatischen Deutschen dafür bestrafen, dass sie ihnen eine Nachwuchself entgegengestellt hatten. Schon nach wenigen Minuten hätten die Dänen führen müssen, etwa durch einen Schuss von Nicklas Bendtner.
Der 19-jährige Spieler vom englischen Zweitligisten Birmingham City sollte Löw als Beweis dafür dienen, dass junge Spieler nur dann in eine Nationalelf hineinwachsen können, wenn sie von erfahrenen Profis gestützt werden. Von Minute zu Minute wurde Bendtner stärker, in der 81. Minute schloss er einen Konter ab. „Wir können halbwegs zufrieden nach Hause fahren“, sagte Morten Olsen. Richtig verflogen war sein Ärger dennoch nicht, auch wenn DFB-Manager Oliver Bierhoff ihn noch am Spieltag am Telefon zu besänftigen versuchte. „Ich bin weiter enttäuscht“, sagte Olsen – und rauschte ab. Zurück blieben die wenigen Deutschen, die sich als Gewinner des Witz-Kicks fühlen durften: Der starke Enke, der clever genug war, nach Abpfiff keinen dauerhaften Anspruch auf den Platz hinter Lehmann zu formulieren. Und Patrick Helmes: Bei seiner viel zu späten Einwechslung wurde der Kölner von FC-feindlichen Duisburger Lokalpatrioten noch ausgepfiffen, danach sorgte er in zehn Minuten für mehr Wirbel als die höher gewetteten Sturmkollegen Kuranyi, Schlaudraff und Kießling im ganzen Spiel. Drei Großchancen arbeitete Helmes heraus. Stark auch Helmes’ Aufritt nach dem Schlusspfiff: „Ich bin kein Podolski, ich bin ich“, wies er alberne Fragen nach seinem möglichen Vorbild zurück – um dann Poldi-like zu formulieren: „Auf dem Platz denke ich gar nicht.“
Den Duisburger Fans wäre der Auftritt des echten Podolski lieber gewesen. „Verarsche“, lautete das Schlagwort nach Spielschluss. „Mit Poldi und Klose hätten wir gewonnen“, quengelte ein Schulkind auf dem Weg zur Straßenbahn. Auch die Replik des Vaters („Jetzt hast du wenigstens mal ein richtiges Länderspiel gesehen“) konnte den Jungen nicht beruhigen. „War gar kein richtiges Länderspiel“, moserte er. KLAUS JANSEN