: Krisen-PR aus Münster
„Münstersche Zeitung“: einvernehmliche Lösung mit einigen geschassten Mitarbeitern laut Geschäftsführer
DÜSSELDORF taz ■ Im Konflikt um die geschasste Lokalredaktion der Münsterschen Zeitung (MZ) hofft das Medienhaus Lensing-Wolff offenbar auf bessere Presse. Laut WDR erklärte MZ-Geschäftsführer Lutz Schumacher gestern, mit 10 von 19 Mitarbeitern sei eine einvernehmliche Lösung gefunden worden. Davon weiß allerdings weder der Betriebsrat noch die Gewerkschaft. „Das ist mir nicht bekannt“, sagte Michael Schulenberg, Ver.di-Sekretär im Münsterland, der taz. Nach seinen Informationen hätten lediglich vier „freigestellte“ Mitarbeiter einen individuellen Aufhebungsvertrag unterschrieben. Betriebsrat Martin Fahlbusch bestätigt das: „Außerdem wurde drei Leuten gekündigt, die sich geweigert haben, in die Transfergesellschaft zu gehen.“
Die Lokalredaktion der Zeitung, die zum Medienhaus Lensig-Wolff gehört, war am 19. Januar komplett „vom Dienst freigestellt“ worden (die taz berichtete). Mit der Produktion der münsterschen Lokalseiten wurde eine ausgelagerte Tochterfirma beauftragt. Diese hatte bereits seit Monaten im Geheimen eine neue Newsdesk-Redaktion aufgebaut. Verlagschef Lambert Lensing-Wolff begründete diesen Schritt mit der angeblich zu schlechten Leistung der alten Redaktion. Die Gewerkschaft und die kaltgestellten Redakteure vermuten hingegen, dass der Verlag schlicht bei den Gehältern sparen will. „Nach dem, was wir so hören, verdienen die Nachfolger deutlich weniger“, sagte Frank Biermann von der Ver.di-Journalistenvereinigung DJU zur taz. Und Thomas Austermann, ehemaliger Sportchef der Lokalseiten, erklärte: „Lensing-Wolff soll ehrlich sagen, dass er billige Redakteure haben will.“
Hintergrund der Verlagsmeldung über die angebliche gütliche Einigung mit den meisten ehemaligen Mitarbeitern ist offensichtlich das näher rückende Quartalsende. Bis zum 31. März müssen die freigestellten Redakteure entweder einer Aufhebung ihres Vertrages zustimmen und sich bereit erklären, in eine Transfergesellschaft zu wechseln – oder der Verlag müsste ihnen kündigen, wenn er sie nicht ein weiteres Quartal bezahlen will. Dann allerdings könnten die Gekündigten vor Gericht klären lassen, ob der Verlag nicht sogar verpflichtet ist, sie weiter zu beschäftigen, sagte Ver.di-Sekretär Schulenberg. Eine solche Klage habe nach seiner Einschätzung gute Chancen. „Das ist eine reine Nerven- und Zeitfrage.“
In den kommenden Tagen wird sich daher entscheiden, ob die Mitarbeiter sich rauswerfen lassen – um dann eventuell zu klagen. Oder ob sie in letzter Minute doch noch ihren individuellen Vertrag unterschreiben, was der Verlagsleitung offensichtlich am liebsten wäre. „Für die betroffenen Kollegen ist das jetzt ein ganz hartes Brot“, so Biermann. SUSANNE GANNOTT