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Archiv-Artikel

Stau auf dem Rhein löst sich wieder auf

Europas meistbefahrene Wasserstraße ist freigegeben

KÖLN taz ■ Drei Container werden immer noch vermisst, aber die Fahrrinne ist frei: Seit dem Wochenende schippern die Kähne wieder über den Rhein durch Köln. Knapp eine Woche nach der Havarie des Frachtschiffes „Excelsior“ gab am Freitagabend um 20.15 Uhr die Leiterin des Wasser- und Schifffahrtsamtes Köln, Birgitta Beul, die Fahrt auf dem Rhein wieder frei.

Rund 500 Schiffe hatten in den vergangenen Tagen auf beiden Seiten des gesperrten 20 Kilometer langen Abschnitts im Raum Köln festgelegen. Die ankernden Schiffe im Stadtbereich konnten zuerst wieder starten. Über den nautischen Informationsfunk wurden dann die Frachter im Umkreis informiert.

32 Container waren der „Excelsior“ am Sonntag vergangener Woche bei einem misslungenen Wendemanöver nach einem Wassereinbruch in der Vorpiek über Bord gegangen. Unterwegs von Stuttgart nach Rotterdam hatte das Schiff mit Heimathafen Neckarsteinach insgesamt 103 Container geladen. Die genaue Ursache der Havarie auf der Höhe des Kölner Stadtteils Porz ist noch unklar. Am Samstag vernahm die Staatsanwaltschaft des Schifffahrtsgerichts Duisburg drei Besatzungsmitglieder als Zeugen. Der Schiffsführer macht bislang von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Es war der schwerste Containerschiffunfall auf dem Rhein seit 25 Jahren. Die Ermittler entdeckten einen Riss im Rumpf. Ob er das Unglück ausgelöst hat, soll ein Gutachten klären. Geprüft wird auch, ob das Schiff überladen war.

Die Bergungsarbeiten der teilweise mit Gefahrgut beladenen Container hatten sich als sehr schwierig erwiesen. So ist aus einem Container mit Gerbsäurefässern Flüssigkeit in den Rhein gelaufen. Nach Angaben der Behörden bestand jedoch keine ernsthafte Umweltgefährdung, es seien nur „minimale, unbedeutende Mengen an Gefahrstoff in den Rhein gelangt“. Von drei Behältern fehlt trotz des Einsatzes von Spezialschiffen, Peilschiffen und Tauchern nach wie vor jede Spur. Die Suche soll heute fortgesetzt werden.

Der Druck auf die Behörden, den 20 Kilometer langen Abschnitt wieder freizugeben, war angesichts des erwarteten Millionenschadens von Tag zu Tag gestiegen. Der Rhein ist Europas meistbefahrene Binnenwasserstraße. Seine Sperrung verursachte nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt für jedes vor Anker gegangene Schiff alleine rund 2.000 Euro Betriebskosten pro Tag. PASCAL BEUCKER