: Kontrastreiche Kleinkunst
KABARETT Neben Stars wie Hagen Rether, Mathias Richling und Matthias Deutschmann bietet das Hamburger Kabarettfestival jede Menge Newcomer und Grenzgänger
VON ROBERT MATTHIES
Wie kontrastreich Kabarett sein kann, kann man gleich zu Beginn erleben: Auf Hagen Rether, den leisesten und langsamsten seiner Zunft, der seine Treffer wie beiläufig zwischen verspielten Jazz-Piano-Akkorden landet, folgt mit Mathias Richling gleich der schnellste Wortstrudler auf deutschen Kleinkunstbühnen.
Eröffnet wird das Hamburger Kabarettfestival, das von morgen bis Ende Mai wieder im St. Pauli Theater stattfindet, am Sonntag und Montag mit zwei – schon lange ausverkauften – Vorstellungen von Rethers beständig aktualisiertem und variiertem Programm „Liebe“, mit dem der seine Bühne zu Beginn nicht selten penibel reinigende und im Anschluss umso sorgfältiger Kirche, Konsum und Kapital vorführende Essener in den letzten Jahren vom Deutschen Kleinkunstpreis bis zum Deutschen Kabarettpreis nahezu alle nur erdenklichen Auszeichnungen bekommen hat, die man mit politischer Satire nur ergattern kann.
Im Anschluss präsentiert Mathias Richling am Dienstag und Mittwoch sein neues Programm „Der Richling-Code“, in dem der Schwabe sich neben Gentechnik, Umwelt-Desaster und Bankenkrise unter anderem des virtuell verschlüsselten Abbilds des Menschen annimmt. Ebenfalls mit seinem neuen Programm „Deutsche, wollt ihr ewig leben?“ zu Gast ist am 13. und 14. Mai außerdem Matthias Deutschmann, der mit Cello und Scharfsinn den „Deutschen Zirkus mit seinen Dompteuren, Nationalakrobaten und Pausenclowns“ à la Sarrazin und Co. genauer unter die Lupe nimmt.
Zu hören ist auf dem Kabarettfestival aber traditionell nicht nur politisches Kabarett der alten Schule. Neben Klassikern wie Marlene Jaschke und Jürgen von der Lippe sind dabei vor allem eine Reihe von Newcomern und Grenzgängern zu entdecken: Shooting-Star Kurt Krömer ist ebenso vertreten wie das surrealistische Musik-Theater Ars Vitalis.
■ So, 1. 5. bis Mi, 27. 5., St. Pauli Theater, Spielbudenplatz 29 – 30, Programm: www.st-pauli-theater.de