„Leute, denkt darüber nach“

Fahrrad-Club ADFC holt Radfahrer auf die Straße

■ 29, studierte Kulturwissenschaften und leitet die Hamburger Geschäftsstelle des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC.

taz: Frau Drescher, warum fahren Radfahrer in Hamburg so oft auf dem Gehweg?

Johanna Drescher: Das liegt daran, dass die ganze Situation in Hamburg für Radfahrer recht unübersichtlich ist. Die Radwege sind nicht besonders gut angelegt, und es gibt so viele unterschiedliche und leider auch schlechte Lösungen, dass oft nicht klar ist, wo man fahren kann und wo nicht, und der Gehweg scheint die einfachste Lösung. Vielen scheint er trügerischerweise auch sicher.

Wieso trügerischerweise?

Gehwege sind für Fußgänger sicher, für Radfahrer nicht, genauso wenig wie die meisten Radwege in Hamburg. Deswegen starten wir vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club jetzt auch die Kampagne „Ab auf die Straße!“ Es ist ja leider so, dass die meisten Unfälle beim Abbiegen passieren. Und wenn ich als Radfahrer auf der Straße fahre, kann mich das Auto nicht übersehen.

Man soll auf die Straße, weil die Radwege so schlecht sind?

Wir zwingen niemanden auf die Straße, aber wir sagen, man muss nicht alle Radwege benutzen. Inzwischen sind nur noch wenige Radwege benutzungspflichtig, und wir sagen, Leute, denkt doch darüber nach, ob der Radweg wirklich in jedem Fall die sicherere Lösung ist.

Auf vielen Straßen geht es ganz schön hektisch zu.

Deswegen ist ein Inhalt unserer Kampagne ja auch, wie fahre ich sicher auf der Fahrbahn.

Aber man wird von den Autos ja auch weggedrängt, das ist ja eine Art Klassenkampf auf Hamburgs Straßen.

Ja, aber deswegen machen wir ja auch die Kampagne. Je mehr Fahrradfahrer in einer Stadt unterwegs sind, desto weniger Unfälle gibt es. Da gibt es Zahlen, auch für Hamburg. INTERVIEW: WIE

„Ab auf die Straße!“: Osterstraße / Eppendorfer Weg, 11 bis 15 Uhr