: NACH DEM TOD BIN LADENS: GRÜBELNDE GESICHTSMATRATZEN
Die Amerikaner sind knallhart. War die Tötung Osama bin Ladens schon fragwürdig, so ist ihre daraus resultierende neue psychologische Kriegsführung in Afghanistan geradezu perfide: „Bin Ladens Tod könnte Taliban ins Grübeln bringen“, berichten die Schweranalytiker der Nachrichtenagentur dapd. Man sieht es schon vor sich, wie die Taliban innehalten, die Gesichtsmatratzen walken und sich immer wieder fragen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und wie ist das Opium dort? Grübeln ist zutiefst zersetzend und die wahrscheinlich brutalste Waffe im Krieg. Und so steht der Taliban, nachdem ihm der Geist seines kürzlich verstorbenen Führers erschienen ist, zweifelnd und zaudernd da und deklamiert mit dem Totenschädel in der Hand vor sich hin: „Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage: / Ob’s edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern / Des wütenden Geschicks erdulden oder, / Sich waffnend gegen eine See von Plagen, / Durch Widerstand sie enden? Sterben – schlafen …“ Endlich, endlich erkennt er: „Es ist etwas faul im Staate Afghanistan!“ Und der Taliban geht von der Weltbühne nach rechts ab …