: Keine Angst vor Verboten
VON UWE RADA
Die Grimmstraße bekommt also nun keine neue Weinstube. Vielleicht aber einen Telefonshop oder eine Edelboutique. Ob das dann den Kiez an der Graefestraße weniger stark beeinträchtigt als ein neuer gastronomischer Betrieb, bleibt dahingestellt. Dennoch ist die Entscheidung des Bezirksamts richtig.
Handeln statt hadern
Lange haben die Bezirksgrünen über die Touristen in Friedrichshain und Kreuzberg geklagt, 2011 haben sie sogar medienwirksam eine Veranstaltung mit dem Titel „Hilfe, die Touris kommen“ abgehalten. Mehr als räsonnieren und hadern war das nicht, denn gehandelt haben die anderen. Bereits vor zwei Jahren hat die grüne Baustadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Sybill Klotz, in der Maaßenstraße ein Kneipenverbot verhängt. Die Reaktion der Kreuzberger Grünen damals: juristisch schwer durchzuhalten. Sie haben geirrt.
Nun geht der grüne Bezirk ebenfalls den Verbotsweg. Den Wandel des Graefekiezes in einen Spielplatz für Touristen und Hedonisten wird es nicht aufhalten. Aber es ist ein wichtiges Signal nach außen. Der ungebremste Tourismus ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte, er ist auch eine politische Herausforderung.
Ja, es stimmt. Berlin braucht den Tourismus. Aber die Touristen wollen auch freundliche Berliner. Neben einer Willkommenskultur (für beide Seiten) ist die Regulierung der Nachfrage durch das Angebot das wichtigste Instrument.
Angst, wieder einmal als Verbotspartei dazustehen, brauchen die Grünen übrigens nicht zu haben. Auch die Tourismuswerber von Visit Berlin wissen um die fragile Stimmung.