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Archiv-Artikel

Finnland macht es vor

betr.: „Abschied vom Apfelkuchen-Idyll“

„Ungelebtes Leben“ bedeutet nicht in jedem Fall bezahlte Arbeit, die nicht ausgeführt werden kann, weil stattdessen Mütter oder Väter zu Hause ihre Kinder erziehen. Als ob Bürotätigkeit, Fließbandarbeit etc. allemal spannender wären als der Umgang mit Kindern. Es geht allgemein darum, das tun zu können, was wir für wichtig und erfüllend halten, und das kann, ich wage es kaum zu sagen, die Erziehung und Versorgung der eigenen Kinder sein.

Es ist wirklich wichtig, dass die Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes auf die Kleinkindphase als prägend für das ganze Leben hinweist. Es kann doch nicht sein, dass alle bisherige soziale und psychologische Entwicklungsforschung, die sich mit emotionaler Bindungsfähigkeit und Deprivation zum Beispiel durch mangelnden Körperkontakt oder fehlende liebevolle und individuelle Kreativitätsförderung befasst hat, plötzlich Blödsinn ist. Acht Kinder unter drei Jahren pro Erzieherin, wie es gegenwärtig in den Kitas üblich ist, sind eindeutig unterversorgt und leiden darunter. Kinder können durchaus von klein auf mehrere Bezugspersonen haben. Aber sie müssen sich bei ihnen geborgen fühlen und nicht bloß aufbewahrt. Dazu benötigt eine öffentliche Kinderkrippe doppelt so viele gut ausgebildete Menschen wie zurzeit in Deutschland. Finnland macht es mal wieder vor. ASTRID RÜHLE, Bedheim