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Archiv-Artikel

Neue Leichenteile im Fleet gefunden

Bei einer neuen Suchaktion in einem Alsterkanal findet die Polizei menschliches Gewebe. Die Mordkommission glaubt, dass der Fund mit ihrem aktuellen Fall zusammenhängt. Bereits vor zwei Wochen wurden Leichenteile entdeckt

Mehr als 80 BereitschaftspolizistInnen haben im Auftrag der Mordkommission gestern morgen vier Stunden lang nach Leichenteilen des vermissten 31-jährigen Chinesen Kai Song gesucht. In Anglerhosen – Gummistiefel und Wasserschutz bis zur Brust in einem Stück – und mit so genannten Stöberstangen durchkämmten sie mehrere hundert Meter des Alsterfleets und Mönckedammfleets.

Für die Suche in der Morgendämmerung war das Wasser abgelassen worden, als die Ebbe in der Elbe eingetreten war. Dennoch mussten die Beamten teilweise knöcheltiefen Schlick oder tiefe Kuhlen voll Wasser durchwaten. Wenn sie dort mit ihren Stangen Verdächtiges fanden, gingen Taucher ans Werk. So im Alsterfleet, wo sie ein zehn mal zehn Zentimeter großes Gewebestück zutage förderten, das nach einer ersten Begutachtung eines Rechtsmediziners „menschlichen Ursprungs“ sei. Zu welchen Körperteil es gehören könnte, ist jedoch unklar. Gesucht wurde eigentlich nach dem Kopf und dem Oberkörper des Opfers.

Trotzdem geht die Mordkommission davon aus, dass der Fund mit ihrem aktuellen Fall in Verbindung steht. Bei einer weiteren Suche im Fleet neben dem Mönckedamm, bei der strömungstechnische Berechnungen in die Suche miteinbezogen wurden, sind auch Knochen unter der U-Bahn-Brücke gefunden worden, die nun rechtsmedizinisch untersucht werden.

Bereits am 27. März waren bei der Reinigung des Alsterfleets vor dem Hotel Steigenberger Arme und Beine gefunden worden, die nach einer DNA-Analyse wahrscheinlich Kai Song zuzuordnen sind. Der Kaufmann war 18. Januar auf ungeklärter Weise aus seiner Wandsbeker Wohnung verschwunden. Im Moment schließt die Polizei aber einen Zusammenhang mit der Hinrichtung von sieben Personen in einem Chinarestaurant im niedersächsischen Sittensen Anfang Februar aus.

Beim gestrigen spektakulären Einsatz waren auch kurioserweise zwei Wasserwerfer eingesetzt. Nicht etwa, weil Störungen erwartet worden wären, sondern als Duschen für in den Fleeten eingesetzte BeamtInnen. Damit wurden die Anglerhosen vom Morast gesäubert. „Und das hier direkt vorm Steigenberger“, sagte eine Beamtin etwas verschämt. KAI VON APPEN