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Archiv-Artikel

In der Traufe

Ein Großteil der professionellen MusikerInnen-Szene ist von Kresniks Wasserschaden existenziell betroffen

Von HB

„Wir drehen die Hähne auf“, plakatiert das Bremer Theater seit kurzem an Litfaßsäulen – eine Anspielung des künftigen Intendanten Hans-Joachim Frey auf sein neues Logo. Vertreter der Musikerszene finden das Wortspiel derzeit allerdings alles andere als lustig. Die Folgen des gigantischen Wasserschadens, der durch den Mauerbruch bei Hans Kresniks „Amerika“-Inszenierung vorgestern im Güterbahnhof entstand, könnte vielen von ihnen die berufliche Existenz kosten.

Rund drei Viertel der professionellen Pop-, Rock-, Jazz- und Elektroszene haben ihre Probenräume seit einigen Jahren im Güterbahnhof. Hintergrund ist die flächendeckende Vertreibung der MusikerInnen aus den Bremer Bunkern, die früher schall- und preisgünstige Proberäume waren. An die 100 MusikerInnen nutzen mittlerweile den Keller im Kopfbau des Güterbahnhofs, die 20 Räume mit Größen zwischen 20 und 70 Quadratmetern sind meist mehrfach belegt. Auch drei größere Tonstudios hatten dort ihr Domizil.

„Jetzt ist hier absoluter Kahlschlag“, sagt Peter Apel vom „Verein 23“. Er hat den Wassereinbruch Mittwochmorgen live erlebt – heftige Stromschläge inklusive, da seine Studioräume voll mit eingeschaltetem Equipment standen. Insbesondere das Verhalten der zur Schadensschätzung angereisten Versicherungsverteter sei extrem demütigend. Apel: „Der erste Spruch war: Musiker wollen doch sowieso immer betrügen.“ Unter anderem sechzig Verstärker, fünfzehn Schlagzeuge und dreißig Tasteninstrumente werden derzeit begutachtet – laut Apel extrem oberflächlich. „Wenn nicht noch das Wasser aus der Gitarre läuft, gilt sie als unbeschädigt.“

Für die Betroffenen sei der Unfall in der Tat „sehr bitter“ sagt Frank Schümann, Sprecher des Bremer Theaters. Deswegen sei auch sofort mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln geholfen worden, etwa bei der Zwischenlagerung des Equipments. Dem Theater könne allerdings weder Vorsatz noch Fahrlässigkeit unterstellt werden, da die Wasserbefüllung baupolizeilich genehmigt gewesen sei. Zur Klärung weiterer Hilfsangebote werde am Montag ein Treffen zwischen Intendant Klaus Pierwoß und den Betroffenen stattfinden. HB