Japan hält an Nutzung der Atomenergie fest

STROM In Block 1 im Unglücks-AKW Fukushima Daiichi wollen Arbeiter jetzt ein Kühlsystem installieren

TOKIO dapd | Trotz der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima bekennt sich die japanische Regierung weiterhin zur Atomenergie. „Unsere Energiepolitik hält an der Atomkraft fest“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher, Yoshito Sengoku, am Sonntag im Rundfunksender NHK. Pläne, weitere Reaktoren neben denen im Atomkraftwerk Hamaoka stillzulegen, habe die Regierung nicht.

Wegen des großen Erdbeben- und Tsunami-Risikos hatte der japanische Ministerpräsident Naoto Kan den Kraftwerksbetreiber Chubu am Freitag aufgefordert, drei Reaktoren in Hamaoka abzuschalten, bis zusätzliche Schutzmaßnahmen getroffen wurden. Rechtlich bindend war das Ersuchen jedoch nicht. Das Atomkraftwerk Hamaoka liegt 200 Kilometer westlich von Tokio und bereitet den Behörden seit Jahren Sorgen. Kan verwies darauf, dass der Region nach Berechnungen von Experten mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit in den nächsten 30 Jahren ein schweres Erdbeben droht.

Unterdessen genehmigte die Regierung in Tokio am Sonntag die Pläne des Fukushima-Betreibers Tepco, nach denen Arbeiter in den kommenden Tagen ein neues Kühlsystem im Gebäude von Reaktor 1 in Fukushima Daiichi installieren sollen. Die Strahlenwerte seien mittlerweile so weit gesunken, dass Techniker in Schutzanzügen die Anlage zumindest zeitweise betreten könnten, hatte Tepco zuvor erklärt. Bereits am Donnerstag hatten Arbeiter mehrere Luftfilter im Gebäude des Reaktors 1 eingesetzt.

Den Glauben an die Unbedenklichkeit der Atomkraft haben die Demonstranten in Tokio schon lange verloren. Am Samstag gingen in der japanischen Hauptstadt erneut tausende Menschen gegen die Atomenergie auf die Straße. Sie zogen durch das Einkaufsviertel Shibuya und skandierten Parolen wie „Keine Atomkraftwerke!“