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Archiv-Artikel

Lebemann mit Stil

Er war der Beweis, dass es auch cool ging: Als hierzulande der Mann als solcher sich eben von der Rolle des Soldaten, Bücklings oder Herrenmenschen zu verabschieden beginnen musste, lieferte er ein faszinierendes Gegenbild – Gunter Sachs. Spross einer reichen Familie aus dem Fränkischen, war er der deutsche Part im Societyzirkus dieser glamourösen Ära.

Bilder, vor allem in Magazinen der Gesellschaftsnachrichten wie Bunte, Quick oder Stern, zeigten ihn an der Côte d’Azur im Kreise von Schönen und Reichen wie Gina Lollobrigida, Aristoteles Onassis, Richard Burton, Elizabeth Taylor, den Feltrinellis und Brigitte Bardot. Eine Boheme der Juwelenklasse, eine Gesellschaft, die ihre Feste nicht im protestantischen Stil der Innerlichkeit feierte, sondern als Gelage. Champagner, Hummer und easy going: Gunter Sachs war mittendrin, ja, er war einer der Motoren dieser Society, die die Fantasien des Publikums hinlänglich bediente: So wollen wir auch leben!

Sachs allerdings wusste in diesen Posen gut zu verbergen, dass er ein äußerst fleißiger Arbeiter an seinen Oeuvres war. 1932 auf Schloss Mainberg bei Schweinfurt in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren – aus der Familie heraus wurden wesentliche Patente des modernen Fahrrads entwickelt –, saß Gunter Sachs bis Mitte der Achtziger im Aufsichtsrat der Sachs-Gruppe. Eigentlich aber, Schweizer Staatsbürger seit 1976, widmete er sich seinen künstlerischen Ambitionen, vor allem als Fotograf. Er machte sich in diesem Genre wie in dem des Dokumentarfilms einen guten Namen. Sachs gewann etliche Preise mit seinen fotografischen Arbeiten. Populär wurde er freilich in der Figur des „Playboys“ – des männlichen Pendants zum Malocher, eines Nichtstuers, Genießers und Verschwenders, aber mit Stil. Überliefert sind seine Affären mit Brigitte Bardot, mit der er drei Jahre verheiratet war, und mit der iranischen Exkaiserin Soraya.

Sachs sah auf allen Fotos so hinreißend aus wie ein James Bond, so unparfümiert-delikat wie ein Marlon Brando in „Die Faust im Nacken“. Gunter Sachs, der ein Faible für Astrologisches pflegte, hat sich in seinem Chalet in Gstaad an diesem Wochenende erschossen. Er wurde 78 Jahre alt. JAN FEDDERSEN