Unser Mann fürs Grobe

Nebenstehender bebildeter Kalauer wird Manfred Maurenbrecher natürlich keineswegs gerecht, auch wenn er seine leisen Zwischentöne ziemlich laut rausbrüllen und dabei sein Instrument bis an die Grenzen der strukturellen Integrität belasten kann. Der Ur-Westberliner ist nicht grob, sondern offensiv sanft. Wer recht hat, soll das auch sagen können, wer nachdenkt, muss das nicht unbedingt in der stillen Einfalt des akademischen Elfenbeinturms tun. Die Studierstube hat Maurenbrecher vor mehr als 25 Jahren gegen die Bühne ausgetauscht, danket dem Herrn, und lässt seitdem ein treues Publikum an stetig wachsender Weisheit teilhaben, ohne sich je anzubiedern oder die bisweilen nötige kritische Distanz zu sich selbst zu vergessen. Gerade im virtuellen Dialog mit seiner Enkelin, einem regelmäßigen Bestandteil seiner Auftritte, sind großartige Momente augenzwinkernder Selbsterkenntnis enthalten. Jedoch benutzt auch sein neues Programm, sehr simpel und herausfordernd „Glück“ betitelt, diese Ironie keineswegs als Sichtblende vor banaler Beliebigkeit, sondern als Offenbarung von Zweifeln und Überlebensstrategien in einer nicht selten abstoßenden Welt. Dass Maurenbrecher Spaß versteht, heißt keineswegs, dass er die ganze Zeit Spaß macht. Man muss die raue Stimme, das mitunter rabiate Spiel oder auch seinen Habitus nicht unbedingt mögen, Geschmackssache, zugegebenermaßen, aber glauben muss man Manfred Maurenbrecher schon, dass es ihm verdammt ernst mit uns ist.

Manfred Maurenbrecher: 14. 4., 20.30 Uhr, Zebrano, Sonntagstr. 8