„Fünf Ausrufezeichen!“
Georg Brunnhuber kommt als Verteidiger von Günther Oettinger groß raus und zeigt die Bandbreite in der CDU. Am liebsten würde er den Konservativen Mayer-Vorfelder beerben
Am Freitag hat der Schorsch Brunnhuber eine Welle erblickt. Die Kanzlerin hatte seinen Landsmann Günther Oettinger gerüffelt für seine Filbinger- Grabrede. Jetzt fehlte einer, der sich mit dem Surfbrett auf die Medienwelle schwingt und sagt: Der Günther hat doch Recht. Georg Brunnhuber, CDU-Bundestagsabgeordneter von der Schwäbischen Alb, hat also ordentlich Schwung genommen und dem Handelsblatt diktiert, jedes Wort des Ministerpräsidenten sei richtig gewesen: „Da kann man nur fünf Ausrufezeichen dahinter machen.“
Er lief in allen Nachrichtensendungen und Brunnhuber hat im Focus gleich nachgelegt. Oettinger habe mit seiner Rede die „Meisterprüfung“ abgelegt. „Für unsere Anhängerschaft hat er einen ganz, ganz großen Schritt getan. Er hat ein Tor aufgestoßen: Das wird ein Großer.“ In der Welt am Sonntag tadelte er sogar die Kanzlerin, weil sie der „hysterischen Debatte“ neue Nahrung geben habe.
Brunnhuber, 59 Jahre alt, ist kein Niemand. Er leitet die Landesgruppe der baden-württembergischen CDU-Abgeordneten im Bundestag. In den Teppichhändlerrunden des Parlaments verteilen die Landesgruppenchefs die Posten. Wer sich mit ihnen nicht gut stellt, hockt ein Abgeordnetenleben lang im Petitionsausschuss. Brunnhuber ist sogar Oberteppichhändler, seit ihn die anderen Landesgruppenchefs der Fraktion zu ihrem Vorsitzenden gemacht haben.
Dass er von Oettingers Leuten vorgeschickt wurde, ist möglich, aber eher unwahrscheinlich. Er half dem Regierungschef zwar einst ein wenig, seinen Vorgänger Erwin Teufel loszuwerden, aber intern kritisiert er Oettinger bisweilen. Brunnhuber möchte sich als eigenständige Figur in Baden-Württembergs CDU etablieren: Am liebsten wohl als Nachfolger von Gerhard Mayer-Vorfelder, der Jahrzehnte die Nationalkonservativen in der Landespartei bediente. Während Oettinger mit den Grünen flirtet, lobt Brunnhuber gern mal, dass Hessen Kinder, die kein Deutsch können, gar nicht in die Grundschule reinlasse. In Reden an die Basis sagt er Sätze wie: „Kämpfen wir gemeinsam für unsere Heimat, für unser Vaterland, für Deutschland.“
Gerade auf dem Land kann so einer für die Südwest-CDU nützlich sein. Zum Beispiel, damit die „Republikaner“ nicht so stark sind wie in den 1990ern in Teilen von Brunnhubers Wahlkreis
Der alte Mayer-Vorfelder beherrscht das Spiel mit der Macht auf Fifa-Niveau. So geschickt mit Netzwerken ist Brunnhuber nicht. Im Präsidium der Südwest-CDU sitzt er aber schon und einen Aufsichtsratsposten bei der Deutschen Bahn hat er auch.
Sein Fachgebiet ist die Verkehrspolitik, da fühlt er sich richtig zu Hause, wenn er in Pressemitteilungen vor wachsender „Benzin-Wut“ oder der „Schröpfung der Autofahrer“ warnt. Wenn man sich sprachlich so reinhängt, muss es weh tun, wenn der Presseausstoß überschaubar bleibt. Jetzt läuft es besser. GEORG LÖWISCH