vor ort: Altenbeken
: KATHARINA HEIMEIER über eine Affären-erprobte Gemeinde am Rande der Egge

Bisher war Altenbeken nur unter Eisenbahnfreunden bekannt – als die Gemeinde mit dem imposanten Bekeviadukt, einer Bahn-Brücke aus Kalksandstein. Doch seit einigen Wochen macht Altenbeken Schlagzeilen. Lange Artikel hätten in den lokalen Zeitungen gestanden, berichtet Horst Schulze-Stieler, der das Geschehen in Altenbeken als Kreisgeschäftsführer der Grünen beobachtet hat. Sogar bis in die Boulevardpresse schaffte schaffte es die 10.000-Seelen-Ortschaft.

Schuld an dem Aufsehen tragen der erste stellvertretende Bürgermeister Alfons Schreckenberg (SPD) und die stellvertretende Bürgermeisterin Dagmar Kleinemeier (CDU). So war vor einiger Zeit öffentlich geworden, dass Schreckenberg, ehemaliger Konrektor der Altenbekener Hauptschule, wahrscheinlich Asbesthaltige Eternit-Fassadenplatten seines Hauses illegal entsorgt hatte. „Absolut daneben“ sei das, sagt der Grüne Schulze-Stieler. Und den Erklärungsversuch des stellvertretenden Bürgermeisters, der Asbest-Gehalt sei sehr gering gewesen, hält er für „sehr halbseiden“. Während Schreckenberg als Umweltsünder in der Öffentlichkeit steht, ist Kollegin Kleinemeier in eine Alkoholaffäre verstrickt.

Vor etwa einem Jahr soll sie mit 2,1 Promille im Blut mit ihrem Wagen ein Verkehrsschild umgefahren haben – und das am hellichten Tage während ihrer Dienstzeit. Sie beging Fahrerflucht, ließ aber ihr Nummernschild zurück.

Das Verhalten der beiden sei „nicht angemessen für das Amt“ gewesen, formuliert Hans Jürgen Wessels. Der einzige SPD-Bürgermeister im gesamten Hochstift Paderborn sah den Ruf seiner Gemeinde in Gefahr – und trat die Flucht nach vorne an. Für den 17. und den 19. April beraumte er Sondersitzungen des Rates an. Denn: „Ich kann alleine gar nicht handeln.“ Nur der Rat könne die beiden mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit ihres Amtes entheben, so stehe es in der Gemeindeordnung. „Eigentlich hatte ich im Stillen damit gerechnet, dass es nicht zu einer Sondersitzung kommt, weil die Betroffenen zurücktreten“, sagt der Bürgermeister.

Eine außerplanmäßige Zusammenkunft des Rates gab es gestern tatsächlich nicht, doch aus einem anderen Grund. „Ich konnte nicht davon ausgehen, dass es noch zu einer Mehrheit kommt“, sagt Wessels. Denn während die SPD-Fraktion eine Abberufung der stellvertretenden Bürgermeister befürwortete, stellte sich die CDU hinter ihre Kandidatin. Sowohl Kleinemeier als auch Schreckenberg behalten also nun ihren Posten. „Die wollen das offenbar durchstehen“, sagt der Grüne Schulze-Stieler.

Bürgermeister Wessels fragt sich unterdessen, wie die Bürger reagieren werden, wenn einer der beiden als Repräsentant der Gemeinde zu ihnen komme. „Da kann es zu ziemlich peinlichen Situationen kommen“, befürchtet er.

Doch die Altenbekener, die auch als das „zänkische Völkchen am Rande der Egge“ bekannt sind, kennen sich mit Skandalen aus. Vor Jahren musste schon einmal ein Bürgermeister zurücktreten. Der Grund: unsachgemäße Abfallentsorgung.