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Archiv-Artikel

„Neue Rechte wird dort von der CDU hofiert“

Der Politikwissenschaftler Wolfgang Gessenharter über das umstrittene Studienzentrum in Weikersheim

WOLFGANG GESSENHARTER, 65, Politologie-Professor an der Universität der Bundeswehr, Hamburg.

taz: Herr Prof. Gessenharter, wie würden Sie das Studienzentrum Weikersheim charakterisieren?

Wolfgang Gessenharter: Es hat verschiedene Phasen hinter sich. So war es fast eine Brutstätte für die „Republikaner“ und dann kam es wieder in ruhigeres Fahrwasser. Im Augenblick heißt es, der Präsident Bernhard Friedmann versuche, es rauszubringen aus der neu-rechten Szene. Aber es gibt immer noch Verbindungen zu Leuten wie Professor Hornung, der seine Fühler in neu-rechte Kanäle steckt. Weikersheim ist immer auch ein Scharnier zwischen Rechtsextremismus und Neokonservativismus gewesen.

Ein Scharnier?

Die Neue Rechte verbindet und trennt den veritablen Rechtsextremismus vom Neokonservatismus. Viele eher Rechte in der CDU haben überhaupt keine Lust, sich mit der NPD gemeinzumachen. Die Neue Rechte schafft eine Verbindung. Sie hat eine gewisse Eigenständigkeit und wird von der CDU hofiert, wie man das bei Herrn Hornung sieht. Auf der anderen Seite hat die Neue Rechte nichts dagegen, nach ganz rechts zu wirken.

Im Präsidium des Zentrums sitzen gestandene Demokraten genauso wie Hornung. Wie passt das zusammen?

Es gab in der CDU immer massive Kämpfe, wie man mit den Rechtsaußen umgehen soll. Das war immer auch ein Kampf um den Think-Tank Weikersheim. Angela Merkel hat im Fall der Filbinger-Trauerrede klar gemacht, dass sie auf keinen Fall mit den Rechtsaußen in Verbindung gebracht werden will.

Wo verläuft die Trennlinie zwischen rechtskonservativen Demokraten und der Neuen Rechten?

Das ist der Kampf um den Artikel eins des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Neuen Rechte würde sagen: „Die Würde des Deutschen ist unantastbar.“

Sollte die CDU Weikersheim von innen verändern oder sich zurückziehen?

Eine liberale CDU müsste sich dort durchsetzen, den anderen die rote Karte zeigen. Jetzt nach dem Tode Filbingers könnte endlich konservativ-liberales Gedankengut auf Dauer in Weikersheim einziehen. Oettinger scheint aber Weikersheim aufgegeben zu haben, nur so ist sein Schritt, seine Mitgliedschaft dort ruhen zu lassen, zu verstehen. Das finde ich schade.INTERVIEW: GEORG LÖWISCH