: Metaller gegen Einmalzahlungen
Die IG Metall Küste läutet in Hamburg die heiße Phase des Tarifpokers ein: Flächendeckende Warnstreiks nach dem 1. Mai. Gewerkschaftsjugend sorgt mit Sonderforderung für zusätzliche Dynamik im Tarifkonflikt an der Küste
In der Metall- und Elektroindustrie im Norden hat die heiße Phase des Tarifkonfliktes begonnen: Die Unternehmen im Nordverbund haben bereits vor zwei Wochen von ihrem Verband per Post Direktiven bekommen, wie sie auf (Warn-)Streiks reagieren sollen. Nun trommelte die IG Metall Küste am Samstag 1.100 ehren- und hauptamtliche Funktionäre aus den Küstenländern in Hamburg zusammen, um sie mental auf Arbeitskampf einzustimmen. Bereits nach dem 1. Mai soll es demnach zu flächendeckenden Warnstreiks kommen, falls es nicht doch noch Ende dieser Woche in den Tarifbezirken Baden-Württemberg oder Niedersachen zu einem Abschluss kommt.
„Wir müssen uns auf alle Szenarien einstellen“, ermahnte Jutta Blankau, IG Metall-Bezirksleiterin Küste, die betrieblichen AktivistInnen, „und den Druck in den Betrieben verstärken“. Die Arbeitgeber strebten eine „neue Tarifwelt“ an, „in der wir dauerhaft weniger kriegen und mit Einmal-Zahlungen abgespeist werden.“
Diese Auffassung untermauerte auch der aus Frankfurt angereiste IG Metall-Vize-Chef, Berthold Huber. Der so genannte „Lösungsvorschlag“ von realen 2,5 Prozent mehr Lohn und einem „Konjunkturbonus“ von 0,5 Prozent sei „eine Beleidigung für alle Beschäftigten, die den wirtschaftlichen Aufschwung erarbeitet haben“. Einmalzahlungen seien eine „Einbahnstraße nach unten“, warnte Huber. Die Einkommen müssten für die Zukunft reichen, nicht nur für ein Jahr: „Ein Jahr ist schnell vorbei.“
Im Küstenbezirk gilt es für die IG Metall noch eine Extra-Latte zu überspringen. Die Azubis verlangen eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen in den ersten beiden Lehrjahren. „Die Lebensbedingungen der Azubis haben sich geändert,“ sagte Stephanie Gayko, Auszubildendenvertreterin der Kieler Werft HDW und Verhandlungsführerin für die IG Metall-Jugend. Viele Azubis seien gezwungen, aufgrund von „Mobilität und Flexibilität“ ihren Unterhalt fernab der Familie selbst zu bestreiten.“
Ausbildung muss man sich leisten können“, sagte Gayko – und bekam Rückenwind von 60 Azubis, die ihr Anliegen mit einer Show-Einlage auf der Bühne bekräftigten. Von der Empore des Hamburger Curio-Hauses hing dabei ein Transparent der Werft-Azubis der Nordseewerke Emden: „Wir sind die Zukunft – wir wollen eine Zukunft“. Der Nachwuchs erwartet von der IG-Metall Unterstützung: „Sonst ist was los!“ KAI VON APPEN