: Lindemann lässt Küken vergasen
TIERSCHUTZ Niedersachsens Agrarminister erlaubt dem Hühnerzüchter Lohmann entgegen seiner Verbots-Ankündigung das Vergasen männlicher Küken. Lohmann habe einen „vernünftigen Grund“ vorgelegt
Gert Hahne, Agrarministerium
Von seiner Ankündigung, dem Cuxhavener Hühnerzüchter Lohmann Tierzucht (LTZ) das Vergasen von männlichen Küken zu verbieten, ist Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (CDU) abgerückt. Das wird der Landkreis Cuxhaven heute dem Kreistag mitteilen.
Als Konsequenz aus den Tierquälerei-Vorwürfen gegen LTZ hatte Lindemann im Frühjahr verkündet, er wolle das millionenfache Vergasen männlicher Küken beenden. Sie gelten in der Legehennen-Branche als „Sexfehler“, weil sie keine Eier legen.
In der Zwischenzeit aber habe LTZ einen „vernünftigen Grund“ für das Töten der Küken vorgelegt, wie ihn das Tierschutzgesetz fordert, erklärt Lindemanns Sprecher Gert Hahne jetzt: LTZ will die Kadaver künftig als Futter für Reptilien und Greifvögel an Zoos oder Falkner verkaufen.
Die Vorlage dafür dürfte Lindemann selbst mit seinem 38-Punkte-Tierschutzplan geliefert haben, den er im April vorgestellt hatte: Ein Grund fürs Töten soll demnach definiert werden. Lindemanns Vorschlag: Die Nutzung als Futtermittel.
Bis 2013 soll das Verbrennen oder Vergasen männlicher Küken gemäß dem Tierschutzplan beendet werden. Das gelte weiterhin, sagt Ministeriumssprecher Hahne. Die Erlaubnis für den Cuxhavener Betrieb LTZ sei bloß eine „Zwischenlösung“. Das Verfüttern der Kadaver habe aber den „Nebeneffekt, dass es ausgleicht“, findet Hahne. So müssten keine Mäuse zum Verfüttern getötet werden.
Eine Argumentation, die bei der Opposition für Empörung sorgt: „Beschämend“ findet sie die SPD. Lindemann habe die Möglichkeit verpasst, „eine neue Praxis durchzusetzen, die Tiere nicht wie Abfall behandelt, der entsorgt werden muss“. Die Landtagsgrünen sehen die Öffentlichkeit getäuscht, während die Linksfraktion fordert, auf so genannte Zweinutzungsrassen zu setzen. Dann könnten die weiblichen Küken als Legehennen und die männlichen als Masthähnchen gehalten werden.
„Man kann nicht in drei Monaten ändern, was in 30 Jahren entstanden ist“, hält Hahne der Kritik entgegen. Lohmanns Zwischenlösung sei das „mildeste Mittel“. Die Kadaver würden nun zumindest nicht mehr weggeworfen – sondern verkauft. THA