LESERINNENBRIEFE :
Laienhaft karikiert
■ betr.: „Völkerrechtswidrige imperialistische …“, Titelseite der taz v. 24. 9. 14
Die taz erschien mit der Überschrift „Völkerrechtswidrige imperialistische US-Aggression gegen souveränes Kalifat (IS). Flächenbrand brennt“. Natürlich war das satirisch gemeint und man dachte, in dem Text darunter würde ernsthaft berichtet. Aber was liest man dort von der Rede Obamas? „An der Aggression gegen das souveräne Kalifat (IS) seien auch die korrupten Kollaborateurstaaten Jordanien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Katar beteiligt“. Abgesehen davon, dass dies alles im Verhältnis zu den furchtbaren Ereignissen im Nahen Osten als völlig unangemessen erscheint, müsste doch zumindest verstanden werden, dass sich Satire immer gegen bestimmte Meinungen und Verhaltensweisen richtet. Aber wessen Meinung wird hier auf derartige laienhafte Weise karikiert? PETER VON FELDMANN
Was soll das?
■ betr.: Titelseite, taz vom 24. 9. 14
Ich glaub’, es geht los! Wer hat euch denn diese Schlagzeilen diktiert? „Völkerrechtswidrige imperialistische (!) US-Aggression gegen souveränes Kalifat (IS)“. – Obama „behauptet“, er habe Unterstützung, „Rambo-Manier“. „Luftangriffe auf Syrien“, „Marionettenmiliz“. Wer ist das denn? Ohne der Sympathien für das Vorgehen der USA verdächtigt zu werden: Was ist das denn für eine Sprache? Und was für ein Inhalt dahinter? Was soll das?
Erst in den ernst zu nehmenden Artikeln auf Seite 2 wird dann Gott sei dank differenzierter geschildert, was da vor sich geht in Syrien. Bitte nicht noch mal so was! KATRIN SWOBODA,
Frankfurt am Main
Tendenziös
■ betr.: Titelseite, taz vom 24. 9. 14
„Als ob nicht schon genug Krieg in der Region herrschen würde“ und „Gleichzeitig nutzten die USA die Gunst der Stunde …“, schreibt ihr. Solche Bewertungen haben in einem darstellenden Artikel nichts zu suchen. Sie lassen die Berichterstattung der taz tendenziös erscheinen, ein Problem, das mir heute nicht zum ersten Mal aufgefallen ist.
Guter Journalismus besteht doch darin, Darstellung und Meinung nicht durcheinandergehen zu lassen. Als Abonnent der taz hoffe ich, dass sich die Redaktion bald wieder an solche Grundsätze erinnert!
ULRICH MEYER-DOERPINGHAUS,
Remagen
Wie die PR-Abteilung des IS
■ betr.: „Völkerrechtswidrige imperialistische …“, Titelseite der taz v. 24. 9. 14
Als ich am Mittwoch die taz aus dem Briefkasten nahm und den Titel überflog, dachte ich spontan, die taz-Wahrheit hätte übernommen. Imperialistische US-Aggression gegen souveränen Kalifenstaat? Obama musste fast gezwungen werden und die UN spricht von Nichtislam und Nichtstaat, aber die taz hat den souveränen Kalifstaat schon im Völkerbund. Und welcher Flächenbrand? Hat der Titelschreiber schon die Seite 3 derselben Ausgabe gelesen ? („Sag deinem Bruder, was wir mit dir machen“). Tausende töten, vergewaltigen, Hunderttausende vertreiben – das ist für mich der Flächenbrand, der seit Wochen brennt. Das Schlimmste, Traurigste, Peinlichste der Titelseite war aber der Bericht „Obama: Tun, was nötig ist“. Das sollte Nachricht sein, der Kommentar stand ja ganz unten. Der Bericht ist eine Polemik wie von einem Salafistenschläfer bei der taz. Der souveräne Kalifstaat steht noch nicht einmal in Anführungszeichen. Es ist unglaublich und für mich auch unentschuldbar. Die PR-Abteilung des IS hätte kaum Einwände, vermute ich mal. Ich bin schon lange taz Abonnent und Gesellschafter und habe schon manchmal etwas gelitten unter Sonderausgaben etc., diese Ausgabe ist aber etwas völlig anderes. Bestenfalls ganz schwacher Journalismus und dumm, schlimmstenfalls … VOLKER SCHNELLE