Im grünen Bereich

Energieausweis für Gebäude soll mehr Transparenz bei Nebenkosten bringen. Bundesregierung hofft auf Investitionen in CO2-Effizienz

Die Ergebnisse der Energiebilanz für das- selbe Haus variieren von Grün bis Rot

VON SABINE GUSBETH

Ab 2008 müssen Eigentümer von Wohnhäusern einen Energieausweis vorweisen, wenn sie ihr Gebäude neu verkaufen oder vermieten wollen. Auf einer Skala von Grün über Gelb bis Rot gibt dieser den Energiebedarf eines Gebäudes in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr an. Die Schwankungsbreite reicht derzeit meist von 70 bis 400 Kilowattstunden.

Gestern hat die Bundesregierung dazu die neue Energiesparverordnung (EnEV) beschlossen und setzt damit eine EU-Richtlinie um. Mit der Ausstellung des Energiepasses verbunden sind Modernisierungsvorschläge für die Gebäude. Die Bundesregierung hofft dadurch auf mehr Investitionen in die CO2-Gebäudesanierung. Laut Umweltminister Sigmar Gabriel geht ein Drittel des Energiebedarfs in Deutschland auf Heizung und Warmwasserversorgung in Wohnhäusern zurück.

Für Käufer und Mieter bedeute der Energiepass mehr Transparenz bei Heiz- und Warmwasserkosten, so Gabriel. Der Ausweis gilt für das gesamte Wohngebäude. Dass eine Familie mehr Energie verbraucht als ein Single-Haushalt, wird dabei nicht berücksichtigt.

Für Wohngebäude, die bis 1965 fertig gestellt wurden, ist der Energieausweis ab Januar 2008 Pflicht, für jüngere Wohngebäude ab Juli 2008 und für Nichtwohngebäude ab Januar 2009. Dabei stehen zwei Varianten zur Wahl: Der Verbrauchsausweis berechnet sich aus dem bisherigen Energieverbrauch der Bewohner. Beim Bedarfsausweis errechnen zugelassene Energieberater den Energiebedarf.

Wer künftig staatliche Gelder für die Gebäudesanierung in Anspruch nehmen will, braucht den Bedarfsausweis. Auch für Wohnhäuser mit weniger als fünf Wohnungen, die vor 1977 erbaut wurden, ist der Bedarfsausweis Pflicht. Denn der Verbrauchsausweis hat Schwächen. Die Berechnung des bisherigen Verbrauchs, gibt Bauminister Wolfgang Tiefensee zu, „ist nicht so aussagekräftig“, hängt sie doch von den Gewohnheiten der Vormieter ab. Dafür ist sie aber billiger. Tiefensee rechnet mit Kosten von 60 bis 80 Euro für den Verbrauchsausweis und 80 bis 120 Euro für den Bedarfsausweis ohne Hausbesichtigung. Bei einer Besichtigung durch Prüfer steige der Preis erheblich.

Stefan Diepenbrock, Sprecher des Eigentümerverbands Haus und Grund, hält den Bedarfsausweis für keineswegs aussagekräftiger. In einem Test habe Haus und Grund fünf zugelassene Energieberater unabhängig voneinander ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnung analysieren lassen. „Die Ergebnisse der Energiebilanz variieren von Grün bis Rot, die Kosten zwischen 400 und 1.000 Euro“, so Diepenbrock. Wer mit der Einschätzung des Prüfers nicht einverstanden ist, könne sich einen neuen Prüfer ins Haus kommen lassen.