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Archiv-Artikel

Ein Denkmal für Kyrill

Ein Waldstück am Sorpesee in Sundern soll so bleiben, wie es der Orkan hinterlassen hat – und Touristen anziehen

Es war ein historischer Sieg für die Grünen in der Stadt Sundern, wo seit Beginn der Bundesrepublik die CDU allein regiert: „Das ist das erste Mal, dass ein Antrag der Grünen im Stadtgebiet umgesetzt wird“, sagt Toni Becker. Er sitzt für die Grünen im Rat, ist Waldbauer und hat die geschichtsträchtige Idee entwickelt. Sein Vorschlag, dem der Rat jetzt einmütig beigepflichtet hat: Der Orkan Kyrill, der im Januar in NRW gewütet hat, soll ein Denkmal bekommen.

Zwei Hektar groß ist die Waldfläche, die an den Sturm erinnern soll. Umgestürzte Bäume liegen dort – und das wird sich nicht ändern. Die Fläche soll so bleiben „wie Kyrill sie geschaffen hat“, sagt Bürgermeister Friedhelm Wolf (CDU). Bei seinen Spaziergängen und Radtouren hat er das Waldstück entdeckt. Geradezu ideal lag es da am Ufer des Sorpesees, auf zwei Seiten umrahmt von Buchen. Nur an eine Seite grenzen Fichten an das Waldstück. Und das ist entscheidend. Denn ansonsten hätte der Borkenkäfer, der gerne in umgestürzten Bäumen brütet, den Plan gefährden können. Aber Buchen sollen von ihm nicht so bedroht sein wie Fichten.

So muss der Bürgermeister sich nicht so sehr um Beschwerden von Besitzern angrenzender Waldstücke sorgen und kann sich ganz auf die Vermarktung der „Naturparzelle Kyrill“, wie er sie nennt, konzentrieren. Eine „touristische Attraktion“ könnte die Fläche werden, hofft er. Das hatte auch Toni Becker mit seinem Vorschlag im Sinn. „An den Wochenenden nach Kyrill sind Leute mit Autokennzeichen aus dem Ruhrgebiet und Köln durch das Sauerland gefahren“, berichtet er. Einen Katastrophen-Tourismus, den er legitim findet. Und das, obwohl die Sturmnacht für ihn und seine Familie dramatisch war. Eine 200 Jahre alte Eiche kippte auf das Grundstück, auf dem die Beckers leben. Auch er selbst beobachte neugierig, welche Spuren Kyrill hinterlassen habe, berichtet Becker. Er betrachtet es als ökologisches Experiment, zu sehen, wie sich die unberührte Fläche im Vergleich zu aufgeräumten Waldstücken entwickelt.

„Super spannend“ findet das auch Holger Dreeskornfeld, Förster für die Stadt Sundern. Er begreift es als Luxus, sich so eine „klitzekleine Fläche zu gönnen“. Im Moment ist das Stück verwüsteter Wald am Rande des Sorpesees allerdings nichts Besonderes. „In einem halben Jahr hat es Seltenheitswert“, ist Toni Becker aber überzeugt.

KATHARINA HEIMEIER