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Archiv-Artikel

press-schlag Auch der Weltmeister kann nicht Fußball spielen

Das 0:3 gegen Espanyol dient wahren Fachleuten als Beleg: Werder Bremen ist nicht besser als eine sardische Zweitliga-Truppe

Was für eine Woche: Gazprom will nicht in den deutschen Endkundenmarkt, Putin hält nichts mehr von verbindlichem Vertragswerk, Oettinger nimmt aber auch wirklich alles zurück, und Bremen, das haben alle am Donnerstagabend gesehen, kickt wie eine sardische Zweitliga-Truppe. Es ist die Woche des Zurückruderns, die Woche der verworfenen Erkenntnisse. Endlich hat sie den Fußball erreicht.

Hatten Skeptiker nicht immer eingeworfen, dass der Bremer Schönwetterfußball nichts taugt? Zerwürfnisse innerhalb des Klubs, Wechselspielchen und Wartereien dürfen freilich bei der Beurteilung einer Leistung wie in Barcelona, die beim 0:3 tatsächlich nicht sehr ansprechend war, keine Rolle spielen. Das Spielgeschehen, die Organisation der Bremer Abwehr, das alles war nicht mehr und nicht weniger als ein Spiegel der gegenwärtigen Verhältnisse: Die Ordnung ist einfach ein wenig durcheinandergeraten.

Jetzt haben die wahrhaftigen Fachleute endlich den Beleg, dass auch die spielstärkste Bundesliga-Mannschaft international zweitklassig ist. Dabei offenbarte das Match in Barcelona nur eines: dass Bremen, sich mit Mannschaften schwer tut, die sehr kompakt agieren. So haben sie gegen Schalke verloren. So haben sie in München ziemlich schlecht ausgesehen. Trifft die Mannschaft auf einen Gegner, der tatsächlich Fußball spielen will, was mehrheitlich ja inzwischen der Fall ist, dann sehen die Dinge schon ein wenig anders aus, wie das 4:1 gegen Alkmaar verdeutlichte, und auch gegen Espanyols großen Nachbarn Barça sahen die Bremer in beiden Spielen viel besser aus als gegen den zehnten der Primera Division.

Zur Entlastung dürfte das alles nicht reichen. Und wer nicht nur an den Bundesligisten, sondern auch noch am Ausland herummäkeln will, der hatte ja schon vor zwei Wochen Anlass, tüchtig auf den kickenden Italiener als solchen zu schimpfen, als die AS Roma gegen Manchester United gleich sieben Treffer einfing: Endlich hatten mal alle gesehen, dass der Weltmeister nicht Fußball spielen kann, dafür aber der Engländer so richtig.

STEFAN OSTERHAUS