Zahl der Wildtiere hat sich weltweit halbiert

WWF Bestände durch Umweltzerstörung dramatisch geschrumpft. Besonders betroffen: Lateinamerika

GENF ap | Umweltzerstörung, Jagd und globale Erwärmung haben Wildtierbestände nach Erkenntnissen der Stiftung WWF binnen 40 Jahren um mehr als die Hälfte schrumpfen lassen. Zwischen 1970 und 2010 verzeichneten die Naturschützer bei mehr als 3.000 Arten weltweit einen Rückgang der Populationen um 52 Prozent, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten WWF-Studie hervorgeht. Betroffen sind in erster Linie Tropenregionen, vor allem in Lateinamerika.

Im Report von 2008 war noch von 28 Prozent Rückgang die Rede gewesen war. Den Unterschied erklärte der WWF mit verbesserten Messmethoden. Für das Projekt „Living Planet“ wurden Informationen zu rund 10.000 Exemplaren von 3.038 Wirbeltierspezies ausgewertet, die sich in der Datenbank der Zoologischen Gesellschaft von London finden. Die Studie erstellt der WWF seit 1998 alle zwei Jahre als Barometer für den Zustand des Planeten.

Jede Studie basiert auf Daten, die jeweils vier Jahre zuvor erhoben wurden. Betroffen von dem dramatischen Rückgang sind sowohl Fische und Vögel als auch Säugetiere, Amphibien und Reptilien. Die Jagd, Überfischung und anhaltend schlechte Bedingungen in natürlichen Lebensräumen hätten zu der Dezimierung geführt, heißt es. Weitere Faktoren seien die globale Erwärmung, Umweltverschmutzung, Krankheiten sowie Arten, die sich in Regionen einnisten, in denen sie nicht heimisch sind.

WWF-Direktor Marco Lambertini forderte ein Umdenken. Der Fokus müsse stärker auf nachhaltigen Lösungen im Umgang mit der Natur liegen. Das gelte vor allem für den Ausstoß von Treibhausgasen. „Es gibt keinen Raum für Selbstzufriedenheit“, sagte Lambertini. Ken Norris von der Zoologischen Gesellschaft von London äußerte sich ähnlich. „Der Schaden ist nicht unausweichlich, sondern die Folge unseres Lebensstils“, sagte er. Der Schutz der Natur erfordere Umweltmaßnahmen, politischen Willen und Unterstützung durch die Industrie.

Viele Wildtierarten, die es irgendwann einmal auf der Welt gab, sind vor langer Zeit durch Umweltveränderungen verschwunden. Über 90 Prozent der Arten wurden vor 250 Millionen Jahren vernichtet. Vor 66 Millionen Jahren sollen die Dinosaurier ausgestorben sein – und 75 Prozent aller Arten auf der Erde.