„Ein entwürdigender Gang“

JOBCENTER Das Netzwerk „SGB II“ fordert nette Arbeitsvermittler und ein Ende der Bittstellerei

■ 42, der Sozialpädagoge ist im Hamburger Netzwerk „SGB II“ aktiv und organisiert die Kundgebung mit.

taz: Herr Gatermann, wurden Sie schon mal im Jobcenter beraten?

Christian Gatermann: Nein, aber in meinem Hauptberuf bei einer Sozialberatungsstelle begleite ich junge Menschen zum Jobcenter.

Wie erleben Sie die Gespräche? Die Berater sind oft unfreundlich, manche sogar herablassend. Nicht immer bekommen die Menschen alle Informationen, die für ihren Leistungsbezug wichtig sind. Es bleibt ein Gefühl der Ohnmacht vor diesem großen bürokratischen Apparat. Es ist deshalb immer sinnvoll, einen Zeugen mitzunehmen.

Wie ist das für die Jugendlichen?

Viele empfinden den Gang zum Jobcenter als entwürdigend. Sie fühlen sich als Bittsteller und Almosenempfänger. Die Leute müssen vorher schon viele Unterlagen einreichen und sich finanziell ausziehen, bevor sie überhaupt das Arbeitslosengeld II beantragen können. Dabei ist das ihr Recht.

Was ist falsch daran, Eigeninitiative von Arbeitslosen zu fordern?

Gar nichts. Aber die Jobcenter fördern keine Eigeninitiative, sondern verhindern sie. Die Leute haben oft das Gefühl, nur von Maßnahme zu Maßnahme geschickt zu werden, ohne dass sich daraus echte Perspektiven ergeben. Sie wollen arbeiten, aber nicht irgendwas.

Was fordern Sie bei der Kundgebung am Jobcenter Altona?

Selbstverständlichkeiten wie einen freundlichen Umgangston. Zu einer qualifizierten Beratung gehört nicht nur umfassende Information. Die Jobcenter sagen, sie arbeiten mit Kunden. Dann müssen sie die Leistungsempfänger auch wie solche behandeln. Diese Serviceorientierung sehe ich noch nicht.  INTERVIEW: REA

Kundgebung für mehr Fairness auf dem Amt: 10 Uhr, Jobcenter Altona, Alte Königstraße 8