Der Klassenunterhalter

Oskar Lafontaine im Wahlkampf: Über Bremen und die Umwelt sagt er wenig, dafür umso mehr gegen das Neoliberale

Oskar Lafontaine muss schweigen, erst einmal jedenfalls. Zuerst sind die KandidatInnen der Linken für die Bürgerschaftswahl dran. „Woran er glaubt“, wird Lafontaine, der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, dann gefragt – doch es geht um „Öffentliche Daseinsvorsorge“, um kommunales Eigentum. Ein eher unsexy Thema, sollte man meinen, auch in Wahlkampfzeiten, zumal an einem sommerlichen Samstagnachmittag. Und doch haben gut 100 Leute ins Konsul-Hackfeld-Haus gefunden, darunter viele Ältere.

Die Zielrichtung der Linken ist klar: „Was für alle wichtig ist, muss öffentlich sein“, lautet das Motto – hier ist man gegen Privatisierungen, vor allem, wenn es um Krankenhäuser geht, oder kommunale Wohnungsbaugesellschaften. Von Bremen hat einer wie Lafontaine wenig Ahnung, also erzählt er aus seiner Zeit im Saarland, und wie er die dortigen Stahlhütten vor den Großkonzernen rettete.

Und er weiß zu unterhalten. Mit der radikalen These vom Versagen der repräsentativen Demokratie, mit Spitzen gegen „diesen Müntefering“, mit der Forderungen, dass ExpertInnen in Talkshows, ähnlich wie SportlerInnen, offen legen sollen, von welchen Firmen sie Geld beziehen. „Ihr lacht“, sagt Lafontaine dem jauchzenden Publikum. „Doch da fängt Demokratie an.“

Er möge sich doch zur „Erderwärmung“ äußern, wird er von einem Mann aus dem Publikum gebeten. Dringlichst. „Ich möchte lieber zu anderen Fragen etwas sagen“, sagt Lafontaine dann, und dass das jetzige System „ungeeignet“ sei, für Umweltschutz zu sorgen. Und schon ist der Bogen geschlagen, hin zur Rede wider den Neoliberalismus, hin zur Debatte um die Lohnnebenkosten, „meinem Standardbeispiel“. Der Beifall ist ihm sicher. mnz