: Schutzgut Mensch am Ostseestrand
FEHMARNBELT Mit einer Gutachtenoffensive will die Deutsche Bahn die Planungen für den Streckenausbau zwischen Lübeck und Fehmarn erträglich machen. Es gehe nicht „um die billigste Variante“
Bürgermeister Volker Popp
Eine Reihe von Gutachten sollen die Planungen für die Landanbindungen einer Fehmarnbelt-Querung begleiten. Das ist das Ergebnis eines Forums gestern im Ostseebad Timmendorfer Strand. Der von Dänemark geplante Tunnel im Fehmarnbelt stehe hier nicht zur Debatte, stellte Timmendorfs Bürgermeister Volker Popp (parteilos) klar: „Aber wir müssen über die möglichen Auswirkungen sprechen.“ Eine Konsequenz ist bereits klar: Entweder müssen die Ostseebäder den Lärm zusätzlicher Güterzüge ertragen oder die Verlegung ihrer Bahnhöfe.
Die Bahn untersucht derzeit mehrere Trassenvarianten zwischen Fehmarn und Lübeck. Sollte die Querung in etwa zehn Jahren eröffnet werden, müsste die eingleisige Strecke ausgebaut und elektrifiziert werden. Prognosen gehen von 78 zusätzlichen Güterzügen aus, die täglich durch die Badeorte an der Lübecker Bucht rauschen werden – „das Ende des Tourismus am Strand“, fürchtet Popp.
Man suche „nach der raumverträglichsten Lösung“, versichert Bahn-Projektleiter Bernd Homfeldt. Das müsse „nicht zwingend die billigste Variante“ sein. Von zentraler Bedeutung sei „das Schutzgut Mensch“, sagt Horst Weppler, Chef der Regionalplanung beim zuständigen Kreis Ostholstein. Deshalb werde nun in zwei Expertisen zu Tourismus und Strukturentwicklung untersucht, ob den Gemeinden der Verlust ihres Status als Heilbad oder Luftkurort droht.
Nach den Erfahrungen mit „Stuttgart 21“ hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) zugesichert, dass „die beste Trasse gebaut würde, nicht die billigste“. Weil er „Betroffene zu Beteiligten machen“ will, wird er am 25. Juni einen Tag lang zu mehreren Ortsterminen und Gesprächen nach Ostholstein kommen. Geplant ist auch ein Fehmarn-Gipfel mit der Landesregierung auf der Insel Fehmarn.
Parallel dazu will die Bahn auf weiteren Foren den Konsens suchen mit Vertretern von Kreis und Gemeinden sowie Tourismus-, Bauern-, Wirtschafts- und Naturschutzverbänden. Im Sommer 2012 könnte die Planung stehen, hofft Homfeldt. Die Kostenfrage – in Rede stehen bis zu 1,7 Milliarden Euro – beantwortet er schulterzuckend: „Das wissen wir erst, wenn wir wissen, was wir bauen.“ SMV