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Archiv-Artikel

Schnittstellensuche zwischen Stadt und Land

ESSKULTUR Beim „Stadt Land Food“-Festival in Kreuzberg wollte man das Essen schon auch politisch sehen

Die vergangenen Tage glich Kreuzberg rund um die Markthalle Neun in der Eisenbahnstraße schon auch einem Dorffest: gelbe und blaue Fähnchen umzingelten Marktstände, an denen es Bier, Wurst und Käse zu kaufen gab. Die Wiese um die Emmaus-Kirche verwandelte sich in ein Festivalgelände – alles drehte sich hier beim bis Sonntag dauernden „Stadt Land Food“-Festival um delikates Essen und die Frage, woher dieses am besten kommen sollte.

Nämlich aus ökologischer Produktion. Außerdem wollte man mit dem Festival auch eine Schnittstelle zwischen Stadt und Land schaffen und einen direkten Kontakt zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen herstellen. Das war gleichfalls das Ziel des im Rahmen des Festivals stattfindenden „Wir haben es satt“-Kongresses, bei dem in der Kirche am Lausitzer Platz Landwirte gemeinsam mit VerbraucherInnen über eine „zukunftsfähige Landwirtschaft“ diskutierten. Auf verschiedenen Podien debattierte man über Massentierhaltung, Gentechnologie, patentiertes Saatgut bis hin zum Urban Gardening.

Durchschnittlich 400 Personen haben laut den Organisatoren an dem Kongress teilgenommen. Viele junge Interessierte zwischen 20 und 30, aber auch ältere Generationen und Kinder. „Der Kongress war ausverkauft“, sagt „Wir haben es satt“-Sprecher Jochen Fritz. Organisiert wurde der Kongress von der Kampagne „Meine Landwirtschaft“, einem Bündnis aus 45 Natur-, Tier- und Verbraucherschutzorganisationen. Mit dabei sind auch Initiativen, die sich um Entwicklungszusammenarbeit und Erwerbslose kümmern.

„Die Vernetzung von Stadt und Land hat bei dem Kongress geklappt“, sagt Fritz. „Dies ist nötig, wenn wir die Agrarwende wollen – hin zur nachhaltigen Landwirtschaft.“ Wobei bei dem Kongress auch zu spüren war, dass bei einem so breit angelegten Bündnis recht kontroverse Positionen aufeinandertreffen.

„Der öffentliche Druck ist wichtig“, sagte so eine Teilnehmerin, die am Sonntag im agrarpolitischen Talk gerne auch länger mit PolitikerInnen von der Linken bis zur CDU diskutiert hätte. Ganz anders als ein junger Hobbygärtner bei der gleichen Veranstaltung: der wollte gar keine Forderungen mehr an Politiker stellen – das verbittere nur –, sondern sich selbst organisieren.

MERIÈM STRUPLER

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8