der maikäfer kommt : Kritze, kratze, raus aus der Matratze
2007 dürfte ein Maikäfer-Jahr werden. Die Chancen, die rar gewordenen Käfer zu sehen, stehen besonders gut. Denn mit dem warmen Wetter drängt der Nachwuchs eines starken Jahrgangs an die Erdoberfläche. Vier Jahre lang haben sich die Larven im Erdreich an Baumwurzeln gütlich getan. Jetzt werden die fertigen Käfer über die Blätter der Bäume herfallen.
Der Maikäfer (melolóntha melolóntha) ist einer der ganz wenigen aus der Familie der Mist- und Laubkäfer, die es zu literarischen Ehren gebracht haben. Bei Wilhelm Busch lässt er sich von Max und Moritz dafür einspannen, den Onkel Fritz zu ärgern: Doch die Käfer, kritze, kratze! kommen schnell aus der Matratze. Herrlich zu sehen, wie einer dem schlummernden Onkel auf die Nase fasst. Den überraschten Mann packt die Panik ob der tütenweise in sein Bett gekippten Viecher. Onkel Fritz, in dieser Not, haut und trampelt alles tot.
Busch hat damit geradezu ein Sinnbild dafür geschaffen, wie es dem Käfer in den folgenden Jahren ergehen würde. Weil er Deutschlands Wälder milliardenfach heimsuchte, ist er im großen Stil gesammelt, verfüttert und verkocht worden. Maikäfer wurden kandiert und zu Suppe verarbeitet. Doch damit konnte der Mensch die Plage nur begrenzen. Das änderte sich mit der Erfindung chemischer Pestizide. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben ihm die Förster mit DDT beinahe den Garaus gemacht. Dazu kam die intensive Landnutzung, die den Larven (Engerlingen) weniger Raum zum Wachstum gab.
Seither kennen nur wenige Kinder das Vergnügen, sich einen Käferzoo mit etwas Laub in einer Schuhschachtel zu halten. Maikäfer machen was her. Sie sind so behäbig, dass man sie bedenkenlos über die Hand krabbeln lassen kann – was wunderbar kitzelt – und so groß, dass man auch die Details ihres Körperbaus gut studieren kann. Auch sind sie erfreulich berechenbar. Bevor sie sich ans Fliegen machen, pumpen sie mit den Flügeln, als wollten sie Kraft tanken.
Wer die Käfer in Schleswig-Holstein sehen wolle, sagt Ingo Ludwichowski vom Naturschutzbund, hat die größten Chancen übrigens im Lauenburgischen, östlich von Hamburg. KNÖ