: Blatters Exfreund
Früher waren sie befreundet: Mohammed bin Hammam aus Katar, der Präsident des asiatischen Fußballverbands, hat Fifa-Präsident Josef Blatter die Wahlkämpfe 1998 und 2002 finanziert. Das Geld hatte bin Hammam bei seinem Jugendfreund, dem Emir von Katar, lockergemacht.
2007 kam es zum Zerwürfnis. Blatter witterte in bin Hammam einen Konkurrenten um die Fußballweltregierung und ging auf Distanz. 2009 versuchte er vergeblich, bin Hammam als Präsidenten des asiatischen Verbands zu stürzen.
Dessen Racheversuch: Er wollte die Amtszeit eines Fifa-Präsidenten auf acht Jahre beschränken und über 70-Jährige von der Kandidatur ausschließen lassen, was von der Fifa abgelehnt wurde. 2010 schloss man dann vorübergehend Frieden. Bin Hammam stellte seine Begierde auf das Amt des Fifa-Präsidenten zurück, um sich Blatters Unterstützung für die Vergabe der WM 2022 an Katar zu sichern.
Kaum war die WM unter Dach und Fach, was sich Katar vermutlich mit sagenhaften Summen erkauft hat, verkündete bin Hammam seine Kandidatur.
Gestern überlegte er es sich wieder anders, weil er sich vor der Fifa gegen Korruptionsvorwürfe wehren muss.
Bin Hammam wurde 1949 in Katars Hauptstadt Doha geboren. Er ist wohlhabend, weil er Katar mit Strom versorgt. Er interessierte sich zunächst mehr für Volleyball und Tischtennis, deren nationalen Verbänden er jahrelang als Präsident vorstand. Doch von 1972 bis 1987 leitete er den Fußballklub Al-Rayyan SC, der in dieser Zeit fünfmal katarischer Meister wurde. 1992 wurde bin Hammam Präsident des Fußballverbands von Katar. Als drei Jahre später die Junioren-WM von Nigeria verlegt werden musste, organisierte bin Hammam binnen sechs Wochen das Turnier in Katar. Ein Jahr später wurde er ins Exekutivkomitee der Fifa gewählt. Seine Einkünfte aus diesem Amt leitet er an den asiatischen Fußballverband weiter, dessen Präsident er seit 2002 ist. Eigentlich wollte er Fifa-Präsident werden, um den Verband zu reformieren und vom Geruch der Korruption zu befreien. Jetzt muss er sich erst mal um seinen eigenen Ruf kümmern.
RALF SOTSCHECK
Leibesübungen SEITE 19