piwik no script img

Archiv-Artikel

kabinenpredigt Ausgesperrt

Die Veranstalter hatten die Gemeinheit angekündigt. Mehr als 5.000 Athleten waren gestern beim 25-Kilometer-Lauf durch Berlin bereits ins Olympiastadion eingelaufen – der absolute Höhepunkt des „Run Berlin“, wie es in der Läuferszene heißt. Doch dieses finale Vergnügen wurde den Langsamsten von Viertel nach eins an verwehrt. Denn zu diesem Zeitpunkt verbarrikadierten die Organisatoren den Zugang zum Stadion. Von nun an mussten sich die Zurückgebliebenen in der benachbarten Friedrich-Friesen-Allee über die Ziellinie quälen. Dass sie hier wie nach biblischer Verheißung die Ersten waren, tröstete keinen so recht.

Schon im Vorfeld des Laufs hatten die Tempolimitierten ihre wahrscheinliche Verbannung aus dem Olympiastadion heftig kritisiert. Die Organisatoren von „Run Berlin“ hatten sich zu diesem Schritt entschlossen, als im April bekannt wurde, dass am Tag des Rennens auch das Hertha-Spiel gegen Bremen stattfinden würde. Nur so, erklärte man, könnten beide Großereignisse organisiert werden. Das sei gar nicht nötig gewesen, wendeten die Schlussläufer ein. Der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) hätte sich dem Diktat des Fußballs nicht beugen dürfen.

Diese Langzeitlangstreckenläufer sind furchtlose Gesellen. Sie schrecken vor wenig zurück – und so würden sie auch gewiss mit großem Herzen und langem Atem den Zweikampf mit König Fußball antreten. Dem BLV kann diese verwegene Kritik nur recht sein – lenkt sie doch von seinem eigentlichen Versagen ab. Die Möglichkeit, dass Hertha an diesem Wochenende sonntags spielen muss, hätte man schon im August letzten Jahres in die Planungen einbeziehen können. Es wäre also noch genug Zeit geblieben, die Startzeit vorzuverlegen oder sich für ein anderes Wochenende zu entscheiden. Bleibt zu hoffen, dass die tapferen Überstundenmalocher künftig ihre letzte Runde wieder im Olympiastadion drehen dürfen.

Gewonnen haben das Rennen übrigens zwei Kenianer: Bei den Männern siegte Patrick Makau, er benötigte 1:14:22 Stunden. Frauensiegerin Flomena Chepchirchir war 1:25:27 Stunden unterwegs. JOHANNES KOPP