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Archiv-Artikel

Eine neue Spitze für eine neue Partei

WASG und Linkspartei wählen an diesem Wochenende das Führungspersonal ihrer künftigen gemeinsamen Partei

Auf getrennten Versammlungen wählen an diesem Wochenende Noch-WASG und Noch-Linkspartei.PDS in Witten einen Übergangsvorstand ihrer zukünftigen gemeinsamen Partei „Die Linke.NRW“. Vereinbart ist eine doppelte Quotierung. So soll die WASG den künftigen Landessprecher stellen, die Linkspartei die Sprecherin.

Für die von der Wahlalternative zu besetzende männliche Spitzenposition treten nach der bisher vorliegenden Bewerbungsliste gleich drei Kandidaten an. Als Favorit gilt der diplomierte Sozialarbeiter Wolfgang Zimmermann (Foto). Seit Juni 2005 steht der 57-jährige Vorsitzende des Ver.di-Bezirks Rhein-Wupper der WASG in NRW vor. Er zählt zwar als Mitglied der Antikapitalistischen Linken (AKL) zum – minoritären – „linken“ Flügel, wird aber wegen seiner moderierenden, nicht polarisierenden Art auch darüber hinaus in der Partei geschätzt.

Mit dem evangelischen Sozialethiker Jürgen Klute hat er allerdings einen ernstzunehmenden Herausforderer. Als Spitzenkandidat führte er die WASG in die Landtagswahl 2005. Seit dem vergangenen Jahr gehört der frühere Herner Sozialpfarrer dem Bundesvorstand der jungen Partei an. Klute, Jahrgang 1953, zählt zur so genannten Sozialistischen Linken (SL), also dem zahlenmäßig stärkeren „rechten“ Flügel.

Nur krasse Außenseiterchancen eingeräumt werden Charly Hörster. Der 57-jährige Lerntherapeut aus Bonn war in seinen jüngeren Jahren Landtagskandidat der Grünen Liste Hessen (1978), ist zur Zeit „basisdemokratischer Obmann“ des Bonner Rosa-Luxemburg-Clubs und tritt für einen „humanistischen Sozialismus“ ein.

Auf Seiten der Linkspartei geht deren bisherige Landessprecherin Ulrike Detjen (Foto) ins Rennen um die weibliche Spitze. Die 54-jährige Geschäftsführerin in einem Kölner Druckvorstufenbetrieb gehört bereits seit 1993 dem Landesvorstand der PDS in NRW an. Detjen zählt sich keinem Flügel zugehörig und gilt als „Zentristin“. Für den nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz ist sie indes aufgrund ihrer K-Gruppenvergangenheit (KBW, BWK) einer jener „Anhaltspunkte für den Verdacht linksextremistischer Bestrebungen“ der Partei.

Gleichwohl dürfte es ihrer Gegenkandidatin Gabriele Lara Rosinski wohl nicht gelingen, sie als Frontfrau zu verdrängen. Die frühere Psychotherapeutin und heutige Rentnerin war dreißig Jahre lang – von 1966 bis 1996 – Mitglied der SPD, trat dann in die PDS ein und gehört seit dem vergangenen Jahr auch noch der WASG an. Rosinski, Jahrgang 1948, ist Sprecherin der PDS in Mülheim an der Ruhr und gehört dem NRW-Sprecherrat der AKL an.

Für einige Verwirrung sorgt die Bewerbung von Helmut Manz. Denn der Kabarettist und Philosoph will auf dem Parteitag der Linkspartei als Landessprecher kandidieren, obwohl die Besetzung dieser Funktion eigentlich dem WASG-Parteitag vorbehalten sein soll. Der 1967 geborene Dortmunder war zehn Jahre lang Mitglied der Grünen, bis er sich 1994 der PDS anschloss, seit 2006 ist er auch in der WASG. Er gehört der Kommunistischen Plattform an und ist Sprecher der AKL in NRW.

Auch bei den Wahlen für die jeweils zwei Stellvertreterposten könnte es zumindest bei der WASG spannend werden. Denn dort muss sich die 34-jährige bisherige Landessprecherin Katharina Schwabedissen (Foto) mit der Kölnerin Gisela Stahlhofen und der Bochumerin Ingrid Remmers (beide SL) sowie der Gevelsbergerin Christina Zett (wie Schwabedissen AKL) um einen der beiden offenen Plätze balgen. Bei der Linkspartei bewerben sich hingegen derzeit nur der Noch-Landessprecher und Bundestagsabgeordnete Paul Schäfer (Foto) sowie die Hernerin Bärbel Beuermann (beide SL).

Langweilig dürfte die Wahl der beiden gleichberechtigten Übergangsschatzmeister über die Bühne gehen: Helmut Eigen (WASG) und Wolfgang Freye (PDS) treten jeweils ohne Gegenkandidaten an.

PASCAL BEUCKER