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Archiv-Artikel

Der Alte regiert beim Weser Kurier

Worüber man nicht spricht: David Koopmann, Marketing-Chef der Bretag, ist gefeuert. Aber beim Führungskräfte-Empfang geht es um „Mut beweisen und Neues wagen“

Von kawe
Das Erfolgsmodell: „Mut beweisen, Grenzen überschreiten und Neues wagen“

Vom Geschäftsführer der Kammerphilharmonie haben sich Führungskräfte von Bremer Unternehmen auf Einladung des Weser Kurier beim siebten „Treffen der Personalleiter“ das Erfolgsmodell des Orchesters erklären lassen. Spannungen – wie die zwischen Hierarchie und Demokratie, Abenteuer und Perfektion sowie Erfolg und Spaß“, so fasste Schmitt die Idee der Unternehmensführung der Kammerphilharmonie zusammen. So jedenfalls berichtet der Weser Kurier gestern.

Was er nicht berichtete: Der langjährige Chef der Marketing-Abteilung, Davion Koopmann, war nicht mehr dabei. Kurzfristig war sein Arbeitsverhältnis beendet worden – gegen seinen Willen. Bisher galt er als einer der „Jüngeren“, die die Zukunft des Verlages gestalten würden nach dem Abtritt des alten Verlegers Peter C. Ordenmann. Warum Koopmann gehen musste, darüber gibt es keinerlei Auskunft.

Menschen, die sich beim Weser Kurier auskennen, können sich den Ablauf so vorstellen. Da tagte der Aufsichtsrat. Ordemann, der schon beim Rauswurf des designierten Chefredakteurs Norbert Robers eine Schlüsselrolle gespielt hatte und der dem Chefredakteur erklärt hat, dass eine Redakteurin jetzt Ressortleiterin „Regionales“ werden sollte, könnte da auf den Rauswurf von Koopmann bestanden haben. Da der Vorstandsvorsitzende Ulrich Hackmack, der Chef von Koopmann, zuständigkeitshalber alle Verträge und Kündigungen unterschreiben muss, hätte der Aufsichtsratsbeschluss ihm zumVollzug mitgeteilt werden müssen. Dass Hackmack von sich aus Koopmann rausschmeißen würde, kann sich eigentlich niemand vorstellen – aber dem „Alten“ traut man schon einiges zu.

Aber was treibt ihn, warum genießt Ordemann seine wohlverdiente Rente nicht, was könnte sein Motiv sein? Wer dieser Frage nachspürt, stößt immer wieder auf Holger, seinen erwachsenen Sohn. Derzeit ist Holger Ordemann der Geschäftsführer der kleinen Außenstelle des Weser Kurier in Delmenhorst. Dass das das Ende seiner Karriere sein soll, ist ausgeschlossen.

Vielleicht ist es aber auch ganz anders gewesen. Derjenige, der es genau weiß, schweigt. Auf jeden Fall ist aber richtig: Beim Spannungsverhältnis zwischen Hierarchie und Demokratie in der Unternehmensleitung des Weser Kurier ist die Seite der „Demokratie“ und Eigenverantwortung schwach entwickelt. Dies aber, so ist in dem Bericht über das Erfolgsmodell der Kammerphilharmonie zu lesen, sind Voraussetzungen für den Erfolg. Der Tenor des vom Weser Kurier veranstalteten Abends sei gewesen: „Mut beweisen, Grenzen überschreiten und Neues wagen“, schreibt die Berichterstatterin. Wenn sie die Zustände an der Spitze im eigenen Unternehmen gekannt hätte, dann hätte sie das vielleicht vorsichtiger formuliert. kawe