Theater zur Zeit
: Fettes Schwein

Nachdem die Obrigkeit die Parole „3000 Schritte extra“ ausgerufen hat und die Öffentlichkeit alarmiert die Figuren der Nachbarn und ihre eigenen taxiert, ist Neil Labutes Stück „Fettes Schwein“ aktueller denn je.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Der gut aussehende, erfolgreiche Tom verliebt sich in eine üppige Frau und wird zum Gespött der Leute. Buchhalterin Jeannie, die Ex von Tom, kriegt einen hysterischen Anfall, als sie erfährt, dass Tom mit dem „fetten Schwein“ ausgeht. Die angebetete Helen selbst stört ihre Körperfülle nicht mehr, sie ist längst mit sich im Reinen. Doch nicht Helens Gewicht ist das Problem, sondern die Reaktion der Umwelt. Eine Firmen-Strandparty steht an, und Tom lässt sich vom Konformitätszwang und der sozialen Kontrolle immer mehr verunsichern. Neil LaBute stellt mit seinem neuen Stück eine Gesellschaft vor, in der auch die Liebe den Regeln der Verwertbarkeit unterworfen ist und die Partnerwahl sich auf den eigenen Marktwert auswirkt.

Dass in den USA in diesem Zusammenhang das Phänomen des Sizismus (von size: Größe) erfunden wurde, ist dabei ein eher sch(m)aler Treppenwitz am Rande.

Donnerstag, 19.30 Uhr, Stadttheater Bremerhaven