LESERINNENBRIEFE :
Der Streik geht alle an
■ betr.: „Lokführer legen Bahn lahm“, taz vom 16. 10. 14
Auch wenn es bei dem Bahnstreik scheinbar um eine Auseinandersetzung zwischen den beiden Gewerkschaften GDL und EVG geht, die der Bahnvorstand in seiner Unfähigkeit, Konflikte zu lösen, einfach ignoriert, so habe ich doch nach wie vor vollstes Verständnis für die Tarifforderungen der GDL. Denn dieser Streik geht uns alle an und sollte uns zu denken geben. Tatsache ist doch, dass wir in fast allen Berufssparten und Branchen zu einem Billiglohnland mutiert sind, das es unseren europäischen Nachbarn immer schwerer macht, im Wirtschaftswettbewerb noch weiterhin mitzuhalten. Die Binnennachfrage in Deutschland hinkt seit vielen Jahren hinterher und kann sich nur durch kräftige Tariferhöhungen einigermaßen wieder erholen!
THOMAS HENSCHKE, Berlin
Ein Witz
■ betr.: „Der einzigartige Sound der taz“, taz vom 11. 10. 14
Die taz hat den besten Musikteil einer deutschen Tageszeitung? Das ist wirklich ein Witz. Sie spüren allen Verästelungen des Elektropop nach und blenden in aller Regel 95 Prozent der Musikwelt aus: Alte Musik, Klassik, Folklore, Chanson, Blues, Jazz, Prä-Techno-Pop, Weltmusik. Das alles taucht entweder nie oder nur alle Jubeljahre auf. Berghain-Kompatibilität scheint Ihnen so etwas wie ein TÜV-Siegel zu sein. Sie werden es nicht glauben, aber es gibt Leute, die sich für Josquin Desprez, Clara Schumann, für Musikgeschichte oder Gamelan interessieren. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Ihr Selbstlob wirkt angesichts dessen etwas schräg.
CHR. DANELZIK-BRÜGGEMANN, Düsseldorf
Fürsorge wo?
■ betr.: „U-Boote sind unproblematisch“, taz vom 16. 10. 14
Aha, die Rüstungsindustrie reagiert zurückhaltend? Habe ich etwas nicht mitbekommen?
Die Spitzenmanager der Industrie sorgen sich um Arbeitsplätze? Warum diese Zurückhaltung in Ihrem Bericht, Herr Schulze? Wie kann es zu einer solchen Verbrämung der Absichten der Rüstungsindustrie kommen, wo doch in Berichten des öffentlichen Fernsehens unverhohlen mit der Verlagerung der Produktion zum Beispiel nach Frankreich gedroht wird? Das wird dem Umsatz sicherlich nicht schaden.
Aber Fürsorge dem eigenen Personal gegenüber kann ich da nicht entdecken.
SIEGFRIED MEISWINKEL, Meddersheim
Inhaltlich tipptopp
■ betr.: „Editorial“, taz.am wochenende vom 11./12. 10. 14
Neues Sonnabendformat nun, na ja. Inhaltlich war die Ausgabe jedenfalls tipptopp. Einfach, aber gut in „Die Äpfel sind schon an den Bäumen gefault“ von P. Plarre; S. Hansens originelles und bewusstseinserweiterndes Argument in „Feel good“; überlegt von I. Kappert in ihrem „Es ist schon verrückt“ zu den Verwicklungen des brandaktuellen Kobanikonflikts; differenziert, nuanciert und nachvollziehbar A. Waibels Helmut-Kohl-Bild; „Der Mann, der aus der Kälte kam“ von P. Unfried – der taz-Chefreporter in seinem Element: kenntnisreiche Personenporträts, noch dazu von Landsleuten, wie immer verhalten spektakulär, ausdrucksstark, ironisierend, schonungslos spannend und letztlich doch einnehmend für den/die Porträtierte(n). Beide, Boris Palmer und P. Unfried, sind Glücksfälle für die Politik respektive den Journalismus. U. Gutmair bürgt für Qualität. So auch am 10. 10. mit seinem „Der Bürger ist unverzichtbar“ zum neuen Friedens(buch)preisträger Jaron Lanier. Macht weiter so, es war ein Genuss, diese Ausgaben zu lesen!
ALBERT REINHARDT, Stralsund