Besatzerleben

BUCHVORSTELLUNG Tee und Fraternisierungsverbot: Michael Ahrens legt die erste geschlossene Studie über die Briten im Nachkriegshamburg vor

Die allgemein unterstellte Anglophilie im Elb-Bürgertum hin, gute Erfahrungen mit der Nachkriegsdemokratie her: Bis heute sprechen manche ältere Hamburgerinnen und Hamburger in eher missbilligendem Tonfall über „den Brit’“. Seine Gründe dürfte das in Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs haben – nicht zuletzt darin, dass die Royal Air Force wesentlich an den Bombardements auf die so kriegswichtige Hafenstadt mitwirkte.

Der an die Kapitulation sich anschließenden Zeit der britischen Besatzung widmet sich eine Studie, die der Historiker und Kommunikationsfachmann Michael Ahrens vorgelegt hat: „Die Briten in Hamburg“ will das – so der Untertitel – „Besatzerleben 1945 – 1958“ erklärtermaßen aus einer Innenperspektive in den Blick nehmen: Wer waren diese bis zu 30.000 Briten – zum einen Militärs, zum anderen Zivilisten –, die ab 1945 schalteten und verwalteten? Und wie genau lebten sie in der mit Abstand größten Stadt der britischen Besatzungszone?

Ahrens weiß von arg improvisierten Anfängen zu berichten und von nicht immer glücklichen Entscheidungen, die in London getroffen wurden: Das Vereinigte Königreich, finanziell arg gebeutelt aus dem Krieg hervorgegangenen und an allen Ecken und Enden mit dem Bröckeln des Empire beschäftigt, maß der deutschen Besatzungszone anfangs kaum Bedeutung bei; das änderte erst der Kalte Krieg.

Einblick bietet der Band nicht zuletzt in die „Parallelwelten“ der Besatzer, die sich einerseits abschotteten, andererseits nirgendwo so mit den Besetzten auf Tuchfühlung gingen wie in den distinguierten Diskutierzirkeln an der Elbe. ALDI

■ Do, 16. 6., 20 Uhr, Heinrich Heine Buchhandlung, Grindelallee 26