: Auf Eis gelegt
SPORTFÖRDERUNG Nach der Ankündigung des Deutschen Olympischen Sportbundes, die Mittel komplett zu streichen, stellt sich beim Curling-Bundesverband und bei den Sportlern blankes Entsetzen ein
BERLIN taz | Beim Deutschen Curling-Verband (DCV) herrscht Ratlosigkeit: Einen Tag nachdem der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) angekündigt hat, die Fördermittel für die Sportart in Deutschland komplett zu streichen, appellieren Sportler wie Funktionäre aufseiten der Curler, den olympischen Gedanken ernster zu nehmen: „Das ist eine einmalige Vorgehensweise im deutschen Sport, dass man eine olympische Sportart einfach so sterben lässt“, sagte der mehrfache Olympiateilnehmer Andreas Kapp, heute Trainer an einem Stützpunkt in Füssen, gegenüber der taz.
Am Dienstag hatte der DOSB angekündigt, die Mittel der Spitzensportförderung für das Curling in Deutschland zu streichen. Bislang hatte der DCV jährlich etwa 330.000 Euro aus dem Topf des Bundesministeriums für Inneres (BMI) erhalten. Der Verband hatte zuletzt eine Erhöhung der Gelder um 206.000 Euro gefordert. Alle anderen Wintersportverbände blieben hingegen von der Streichung der Gelder verschont.
Am gestrigen Mittwoch ließ der Curling-Verband um Präsident Dieter Kolb mitteilen: „Es entsteht der Eindruck, der Verband habe DOSB und BMI quasi angeboten, entweder die Förderung zu erhöhen oder die Förderung komplett einzustellen.“ Dies sei mitnichten der Fall gewesen, man habe lediglich – wie gefordert – den Mehrbedarf angegeben, um weltweit konkurrenzfähig zu sein.
„Damit wäre das Curling in Deutschland tot“, sagt Kapp, „der DOSB widerspricht sich komplett in seinen eigenen Grundsätzen.“ Bisher hat sich Curling als Leistungssport in Deutschland zu 95 Prozent aus Mitteln des Bundes finanziert. Zum 1. Januar 2015 sollen nun die Gelder wegfallen – der DCV reagierte umgehend mit einer Ausgabesperre und musste den fest angestellten Mitarbeitern zum Ende des Jahres kündigen.
Im Männerbereich konnte sich das deutsche Curling-Team zuletzt dreimal hintereinander für Olympia qualifizieren, bei den Frauen gelang dies nur 2010. Eine olympische Medaille in den offiziellen Wettbewerben ist den Sportlerinnen und Sportlern bislang verwehrt geblieben. Kapp sprach von „medaillengeilem Denken“ aufseiten des DOSB und BMI.
Die Mittel aus dem insgesamt 130 Millionen Euro umfassenden Haushalt für den Spitzensport seien immer beschränkt gewesen – es sei schon beachtlich, dass man unter diesen Voraussetzungen das Niveau habe halten können. JENS UTHOFF