Lothar und Marian aus heiterem Himmel

Schwere Unwetter zogen am Pfingstwochenende über Berlin hinweg. Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt. Wie hoch die Sachschäden sind, ist noch unklar. Verletzt wurde zumindest in Berlin glücklicherweise niemand

Die gute Nachricht: Der Hauptbahnhof steht noch. Vielleicht lag es an den unspektakulären Namen der jüngsten Unwetter. Pünktlich zum langen Wochenende wurde Berlin von den Tiefs „Marian“ und „Lothar“ heimgesucht. Gewitter, Hagelschauer und Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 h/km zogen am Wochenende über die Hauptstadt. Freitag und Samstag rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus. Bäume knickten um, Äste brachen ab, Keller liefen voll. Bauteile, Antennen und Sonnenschirme flogen durch die Luft und Dächer wurden abgedeckt. Wegen eines umgestürzten Baumes musste eine S-Bahn-Strecke in Schöneberg vorübergehend gesperrt werden. In der Zehlendorfer Platanenallee drohte eine 18 Meter hohe Linde umzustürzen.

„Verletzt wurde in Berlin glücklicherweise niemand“, sagte Miriam Tauchmann, Pressesprecherin der Polizei, gestern. Im Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg dagegen waren am Sonntag drei Bauarbeiter getötet worden. Bei dem Versuch, sich unter einem Bagger vor dem Gewitter zu schützen, waren die Männer vom Blitz getroffen worden. Ein vierter Mann, der keinen Kontakt zu dem Fahrzeug hatte, überlebte. „Dass in Berlin niemand verletzt wurde, kann man polizeilich nicht erklären“, so Tauchmann. Durch die Unwetterwarnungen habe man sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. „Wir hatten ja auch schon genug Unwetter in der Stadt“, so Tauchmanns Vermutung. „Die Leute lernen eben dazu.“

Allein am Freitag rückten rund 900 Feuerwehrleute zu 470 wetterbedingten Einsätzen aus. In Wilmersdorf hob der Sturm am Samstag ein 300 Quadratmeter großes Dach ab und schleuderte es gegen das gegenüberliegende Haus. Nach einem Blitzeinschlag in einem Wohnhaus in Zehlendorf kam es am Sonntagabend zu einem Schwelbrand und einem Kurzschluss, der etliche elektrische Geräte in der ganzen Nachbarschaft außer Gefecht setzte.

Über den heftigen Wetterumschwung gefreut hat sich mit Ausnahme der Landwirte wohl keiner. Am Samstag mussten zehntausende Besucher der Fanmeile, die anlässlich des DFB-Pokalspiels am Brandenburger Tor aufgebaut wurde, vorübergehend evakuiert werden. Erst kurz vor Spielbeginn durften die Besucher wieder auf das Gelände. Über dem Olympiastadion ging das Unwetter zur Halbzeitpause des Endspiels der Frauen nieder. Auch der Karneval der Kulturen in Kreuzberg war vom Unwetter betroffen. Die Festlichkeiten konnten zwar wie geplant stattfinden, die Umzugsmeile zwischen Hermannplatz und Yorckstraße war am Sonntag jedoch meilenweit mit Regenschirmen gesäumt.

Auch die Meteorologen blieben vom Unwetter nicht verschont: Wegen eines Blitzeinschlags in dem Gebäude des privaten Wetterunternehmens „MC Wetter“ in der Neuköllner Gradestraße waren am Samstag mehrere Computer zeitweise ausgefallen.

Der einzige Hoffnungsschimmer ist die Wettervorhersage. Während es heute tagsüber noch regnen und gewittern soll, lockern die Wolken schon am Abend wieder auf. Für morgen ist wieder sonniges Frühsommerwetter angesagt. „Marian“ und „Lothar“ ziehen weiter. Bis zum nächsten langen Wochenende. NANA GERRITZEN