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Archiv-Artikel

Angst vor der Teilung

GESUNDHEIT Der Leitung der Uniklinik Schleswig-Holstein warnt davor, die Häuser in Kiel und Lübeck zu trennen. Das hatte der Wissenschaftsrat vorgeschlagen. Die Entscheidung soll im Sommer fallen

In einem Brief an die mehr als 10.000 Mitarbeiter des Universitätskrankenhauses Schleswig-Holstein (UKSH) hat der Vorstand des Klinikums massive Kritik am Wissenschaftsrat geübt. Dessen Empfehlung einer Trennung der beiden Standorte Kiel und Lübeck dürfte gezielt in die Öffentlichkeit lanciert worden sein, „um die allgemeine Meinung zu prägen“, heißt es in dem Schreiben, das auch der Vorstandsvorsitzende des UKSH, Prof. Jens Scholz, unterschrieben hat.

Dem Wissenschaftsrat wird darin wirtschaftlicher Sachverstand abgesprochen. Dessen Mitglieder seien hervorragende Wissenschaftler – aber keine Wirtschaftsexperten. In der Sache wird eine Trennung vom Vorstand als wirtschaftlich unsinnig bewertet. Rund 20 Millionen Euro jährlich gingen durch fehlende Synergien verloren. „Ein unnötiger volkswirtschaftlicher Schaden, den sich das Land nicht leisten sollte.“ Das UKSH habe nur eine Zukunft , „wenn wir den 2009 konsequent eingeschlagenen Weg des Zusammenhalts ausbauen“. Die Kliniken hatten sich 2003 zusammengeschlossen und einen harten Sanierungskurs eingeleitet. Nach Ansicht von Peter Dominiak, dem Präsidenten der Universität Lübeck, könnte seine Hochschule mit einem eigenständigen Uniklinikum besser und enger zusammen arbeiten als mit dem UKSH.

Hintergrund ist die noch vor der Sommerpause geplante Grundsatzentscheidung der Landesregierung zur Zukunft des UKSH. In Frage kommen eine Privatisierung lediglich der Immobilien des Klinikums, eine komplette Privatisierung oder eine Trennung der beiden Standorte Lübeck und Kiel mit möglicher Privatisierung. Dass UKSH hat einen Investitionsstau von mindestens 700 Millionen Euro, das Land sieht sich außerstande, das Geld selber aufzubringen.

Bei einem so genannten Markterkundungsverfahren reichten 17 Interessenten ihre Konzepte ein. Die Landesregierung will das Gutachten des Wissenschaftsrates abwarten. Es soll am 8. Juli veröffentlicht werden. Der Entwurf des Gutachtens wurde in dieser Woche bekannt.

In dem Gutachten-Entwurf des Wissenschaftsrats heißt es, es seien „keine wesentlichen Verbesserungen der wissenschaftlichen, klinischen und wirtschaftlichen Leistungen der Universitätsmedizin“ durch die Fusion erkennbar. Erzielte Einsparungen hätten auch durch eine enge Kooperation erreicht werden können. Auch die Entfernung hält das Gremium für ein Problem ebenso wie die Struktur mit zwei Fakultäten und einem Uniklinikum. Für denkbar hält der Rat, das UKSH als Dachorganisation für zwei weitgehend voneinander unabhängige klinische Standorte umzugestalten.

Der Vorstand des UKSH favorisiert ein sogenanntes Asset-Modell, bei dem Investoren die Immobilien erwerben und sanieren beziehungsweise neu bauen. Das Klinikum würde diese Bauten mieten, der Klinikbetrieb bliebe in öffentlicher Hand.  (dpa)