: Klar wehrt sich gegen Polit-Kampagne
„Report Mainz“ kontert: Es sei reiner Zufall gewesen, dass das linksradikale Grußwort Christian Klars gerade am Tag vor der Vollzugsplankonferenz zu Haftlockerungen publik gemacht wurde. Zeitungsmeldungen vorher hatten keine Resonanz
AUS FREIBURG CHRISTIAN RATH
Christian Klar kritisiert die gegen ihn laufende Kampagne von „Meinungsblockwarten“. In einem Schreiben, das der marxistischen Tageszeitung Junge Welt vorliegt, moniert Klar, dass sein Grußwort an die Rosa-Luxemburg-Konferenz erst einen Tag vor der Vollzugsplankonferenz der Justizvollzugsanstalt Bruchsal große öffentliche Beachtung fand. Bei dieser Konferenz sollte es um Haftlockerungen für Klar gehen. Bis dahin habe das Grußwort „niemand“ interessant gefunden, höhnte Klar.
Der kurze kapitalismuskritische Text von Klar war bei der Berliner Konferenz am 13. Januar vor rund tausend Teilnehmern verlesen worden. Die Junge Welt, die die Konferenz organisiert hatte, dokumentierte das Grußwort am darauffolgenden Tag. Doch kein anderes Medium nahm davon Notiz. Am 13. Februar fand sich dann eine kurze Randbemerkung in der Berliner Zeitung, die aber immer noch kein überregionales Echo fand.
Erst das TV-Magazin „Report Mainz“ sorgte in seiner Sendung am 27. Februar für Schlagzeilen. „Wie erst jetzt bekannt wurde“, meldete „Report“ vorab, habe sich Christian Klar erstmals seit seinem Gnadengesuch öffentlich zu Wort gemeldet.
Der Report-Beitrag war durchaus ausgewogen und zitierte auch den Freiburger Kriminologen Helmut Kury. Aus dem Grußwort könne man nicht auf neue Gewalttaten Klars schließen, sagte Kury, der im Auftrag des Stuttgarter Justizministeriums ein Gutachten über die aktuelle Gefährlichkeit Klars angefertigt hatte.
Dennoch brach ein Sturm der Empörung los. Wer noch die „Niederlage der Pläne des Kapitals“ herbeisehne, könne nicht begnadigt werden, betonten Politiker von Union, SPD und FDP. Auf die Vollzugskonferenz hatte der Bericht zunächt keinen Einfluss.
Die „eigentlich harmlose politische Äußerung“ Klars habe keine Rolle gespielt, zitierte die Junge Welt anschließend den Vize-Anstaltsleiter Klaus Dagenbach. Zwei Tage später stoppte allerdings der baden-württembergische Justizminister Ulrich Goll alle Vollzugslockerungen und kündigte ein neues Gutachten an.
Report Mainz wies nun die Vermutung Klars zurück. Es sei purer „Zufall“, dass der Beitrag am Vortag der Vollzugskonferenz gesendet wurde, betonte gestern Autor Adrian Peter. Tatsächlich nimmt der Beitrag auch überhaupt nicht auf diese Konferenz Bezug, sondern auf die Begnadigungsdebatte.
Doch warum griff Report Mainz das Grußwort gerade jetzt auf? Wer hat sie auf das Papier hingewiesen? „Es war ein Teilnehmer der Konferenz, aus der linken Szene, definitiv kein Verfassungsschützer“, sagte der Report-Journalist gestern zur taz.