: Dabei sein, ist kaum noch drin
VON BERT SCHULZ
Beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) weiß man nie so richtig, woran man ist. Will der jetzt wirklich Spiele in Deutschland? Erst fordert er absurderweise, dass die Bewerberstädte sich schon vor seiner Entscheidung für Berlin oder Hamburg das „Go“ von ihren Bürgern holen. Begründung: Eine Blamage wie bei München, das für Winterspiele ausgesucht wurde und dann wegen eines negativen Volksentscheids zurückziehen musste, soll es nicht noch mal geben.
Nun ist das wieder egal, aber der Zeitplan wird gestrafft: Bereits 2024 soll eine deutsche Stadt ins Rennen gehen, hat der DOSB am Dienstag entschieden; im Senat hatte man gehofft, dass es auf 2028 hinausläuft. Noch schlimmer: Erst im März 2015 fällt die Entscheidung, welche Stadt es sein soll. Auch das widerspricht Berlins Planungen: Man hat stets auf eine Entscheidung am 6. Dezember 2014 gedrängt, wie sie auch angekündigt war.
Henkels schöne Prosa
Sportsenator Frank Henkel verpackt seine Enttäuschung in schöne Worte: „Wenn der deutsche Sport noch Zeit braucht, werden wir das respektieren“, lässt er mitteilen.
Sein Problem ist indes, dass Berlin diese Zeit nicht hat. Dem Senat bleibt nur 2015, um die Bürger von dem Megaprojekt mit unabschätzbaren finanziellen Folgen zu überzeugen. Wahrscheinlich wird im Herbst darüber abgestimmt. Es gibt aber in dieser Stadt – aus gutem Grund – eine große Anzahl jener, die sich gar nicht überzeugen lassen will, wie der Volksentscheid Tempelhof gezeigt hat. Und es gibt bisher nicht mal in den Boulevardmedien eine Euphorie für das Projekt. Man könnte auch sagen, die Olympia-Bewerbung für 2024 ist seit Dienstag passé.