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Archiv-Artikel

WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Protest! Aufstand! Antiprekarisierung! Lumpenproletariat! Am Mittwoch, dem 6. Juni, wird in der Baiz an den 2. Juni vor 40 Jahren erinnert, an welchem Benno Ohnesorg erschossen wurde, der, wie man heute weiß, ein eher unpolitischer Student war, der eher zufällig in die Demonstration gegen den Schah-Besuch geraten ist. Ein Mensch mit dem lustigen Namen Ernesto della Situazione wird Gedichte und Zeitungsartikel in einer szenischen Lesung vortragen. Es wird allerdings beinahe niemand kommen, denn alle sind bekanntlich mit George Clooney, Jan Delay, Herbert Grönemeyer, der Bild-Zeitung und Putin in Heiligendamm, jedoch manchmal auf der einen, manchmal auf der anderen Seite eines Gitters. Dies bedenkend haben die OrganisatorInnen des Kastanienkellers beschlossen, am Donnerstag ein paar brandheiße Video-Schnipsel aus Heiligendamm zu zeigen und danach den Dokumentarfilm „Antonio Negri – Eine Revolte, die nicht endet“, in dem es allerdings vornehmlich um Arbeitskämpfe geht. Ab Freitag beschäftigt sich die Naturfreundejugend Berlin mit dem Mythos RAF im Rahmen eines Wochenendseminars. Unter dem Titel „Gib mir ein T-Shirt mit Andreas Baader drauf!“ geht es um Prada-Meinhof-Spinner, digitale und analoge Stadtguerilla-Bohemiens und wahrscheinlich auch um Jan Delay. Die RAF selbst allerdings wird auch kritisch durchleuchtet, und das an drei Tagen. Am Sonntag spricht man im KOP/ReachOut über die Polizeigewalt, die in den Favelas in Rio de Janeiro zum Alltag gehört wie sonst nur die Armut. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt wollen vor allen Dingen zeigen, dass Betroffeneninitiativen auch dort, wo scheinbar kein Recht mehr herrscht, Sinn machen, denn viele können ihr Recht nachdrücklicher einklagen als einer.

Ohnesorg: BAIZ, Christinenstr. 2, Mi, 20 Uhr

Negri: Kastanienkeller, Kastanienallee 85, Do, 21 Uhr

Baader: Naturfreundejugend, Gryphiusstr. 23, Fr, ab 16 Uhr

Polizeigewalt: KOP, Oranienstr. 159, So, 19 Uhr