Berufstätigkeit lohnt sich für Mütter kaum

DIW-Institut: Steuern und Betreuung schlucken Einkommen der Mütter. Teilzeitjobs zahlen sich nur langfristig aus

Selbst wenn eine Mutter Vollzeit ackert, hat die Familie nur 14 Prozent mehr Geld in der Kasse

BERLIN taz ■ Verheiratete Mütter, die in Teilzeit wieder in den Job zurückkehren, schmälern damit unter Umständen das Familieneinkommen. Zu diesem überraschenden Schluss kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das in mehreren Modellrechnungen Arbeitseinkommen, Abgabenlast und Kinderbetreuungskosten gegengerechnet hat.

Der krasse Fall tritt dann ein, wenn für ein Baby eine private Betreuung finanziert werden muss und die Mutter nur ein Einkommen knapp über der Geringfügigkeitsgrenze von 400 Euro erzielt. Gegenüber einem Haushalt, in dem die Mutter mit dem Baby zu Hause bleibt, der vollzeitarbeitende Ehemann vom Steuersplitting profitiert und keine externen Betreuungskosten anfallen, verfügt dieser Haushalt um mehr als fünf Prozent weniger Einkommen, so DIW-Forscherin Katharina Wrohlich.

Auch die Einkommensgewinne für einen ausgedehnteren Job der Mutter halten sich in Grenzen. Ackert die Mutter 20 Stunden in der Woche, erhöht sich das Familieneinkommen gegenüber einer Alleinverdienerehe nur um fünf Prozent, wenn das Kind noch im Babyalter ist. Arbeitet sie in Vollzeit, hat die dreiköpfige Familie 14 Prozent mehr Geld in der Haushaltskasse. Dabei ging das DIW davon aus, dass die Eheleute durchschnittliche Monats-, beziehungsweise Stundenentgelte erhalten. Kommt der Nachwuchs ins Kindergartenalter, sinken die Betreuungskosten und die Rechnung fällt etwas besser aus.

„Gerade Teilzeitarbeit lohnt sich für Frauen materiell oft nicht, weil das Steuersystem mit dem Ehegattensplitting hier negative Anreize setzt“, so Wrohlich. Frauen geraten dabei in einen Widerspruch. Betrachtet man unmittelbar das Nettoentgelt, lohnt sich das Arbeiten kaum. „Auf das Lebenseinkommen bezogen aber stehen sich Frauen besser, die ihre Berufstätigkeit nicht lange unterbrechen“, sagt Wrohlich.

Auf die steuerlichen Fehlanreize angesprochen, entgegnete Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gestern, für sie hätten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Ausbau der Kinderbetreuung zunächst Priorität vor Veränderungen am Steuersystem.

BARBARA DRIBBUSCH