: Das Klima-Ringen hat begonnen
Zum Gipfelauftakt Vieraugengespräch von Merkel und Bush. Keine neuen Positionen
KÜHLUNGSBORN taz ■ Klimageschacher in Heiligendamm: Angela Merkel hat George W. Bush gestern nicht umgestimmt – und zu verbindlichen Zusagen beim Kampf gegen die Erderwärmung bewegt. Dabei hatte die Bundeskanzlerin genau das vor. Noch bevor alle anderen Staatslenker aus dem G-8-Club nach Heiligendamm kamen, traf sie den US-Präsidenten zu einem Vieraugengespräch.
Danach betonte Merkel, sie hätten einen „ausführlichen Austausch“ gehabt. Und: „Wenn wir noch etwas arbeiten, haben wir eine gute Chance, ein starkes Signal auszusenden.“ Bush erklärte: „Ich schätze Merkels Führungsstärke.“ Zudem habe er den „starken Wunsch“ eine „Nach-Kioto-Einigung“ zu erreichen. „Interessant ist, was Bush nicht sagt“, meint Tobias Münchmeyer, der Klima-Experte von Greenpeace, zur taz. Bush nenne „keine Fristen, keine konkreten Minderungsziele“. Merkel will die G-8-Staaten drängen, konkrete klimapolitische Absprachen zu treffen. Etwa diese: Die Kohlendioxidemissionen werden bis 2050 halbiert.
Doch Bush will sich darauf nicht einlassen. Die G-8-Präsidentin hält die konkreten Zusagen jedoch für notwendig. Sie will mit ihnen ein Fundament für den kommenden Weltklimagipfel im Dezember auf Bali legen. Dort soll möglichst schon ein Nachfolgeprogramm für das Kioto-Protokoll ausgehandelt werden. Dieses – das bisher einzige internationale Abkommen – läuft 2012 aus. Bush hat dieses nie unterzeichnet.
Angela Merkel will bis zum Ende des Gipfels am Freitag um ihre Klimaziele ringen. Heute Mittag wird sie das Thema mit allen ihren Gästen zusammen debattieren. Die Regierungs- und Staatschefs aus Kanada, Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien kamen gestern im Stundenrhythmus in Heiligendamm an. Als Letzter wollte abends Wladimir Putin auf dem nahe gelegenen Flughafen in Rostock-Laage landen. Der russische Präsident kommt verärgert – über die US-Pläne für die Raketenabwehr. Er hat bereits mit „militärischen Antworten“ gedroht. Bush spielte den Konflikt gestern herunter: Er werde heute mit Putin sprechen und sei „an einem guten Verhältnis zu ihm interessiert.“
HANNA GERSMANN