: Finstere Zukunft
Bundestrainer Heiner Brand singt keine Hymnen auf den deutschen Handball und kämpft weiter für eine Ausländerbeschränkung in der Liga
AUS BERLIN ANDREAS RÜTTENAUER
Noch einmal wurde ein Handballparty gefeiert. Jetzt ist sie endgültig vorbei, die Saison, in der die deutsche Nationalmannschaft den Weltmeistertitel geholt hat, in dem alle drei europäischen Pokalwettbewerbe von deutschen Vereinsmannschaften gewonnen wurden. In der Berliner Max-Schmeling-Halle traf sich Heiner Brands WM-Truppe mit einem Allstar-Team der Handball-Bundesliga zum Gaudimatch. Mit schier nicht enden wollenden Oh-wie ist-das-schön-Gesängen wurde das deutsche Handballjahr gefeiert. Dass der Weltmeister verlor (31:36), störte niemanden. Denn der Star des Abends spielte im Allstar-Team. Stefan Kretzschmar beendete seine Karriere als Spieler und wechselt ins Management des SC Magdeburg. Vor dem Spiel wurde er offiziell geehrt, nach dem Spiel minutenlang beklatscht.
Bundestrainer Brand war da schon nicht mehr in der Halle. Auch er hatte sich gut gelaunt präsentiert. Das war in den letzten Wochen durchaus nicht immer so. Fast schien es, als hätte sich Bundesheiner in eine Schmollecke verkrochen. Er wetterte gegen die Bundesliga im Allgemeinen und Uwe Schwenker, den mächtigsten Handballmanager des Landes, im Speziellen. Der Macher beim THW Kiel, der 2008 die deutsche Meisterschaft, den Pokal und die Champions League gewonnen hat, ist so etwas wie der Lieblingsfeind des Bundestrainers, der auch nach dem Gewinn des WM-Titels nicht müde wird, die Zukunft des deutschen Handballs in den düstersten Farben zu malen. Seit Jahren setzt er sich dafür ein, den Bundesligaklubs eine Mindestquote von vier einheimischen Spielern vorzuschreiben – und beißt auf Granit.
„Wenn man sich das Champions-League-Finale anschaut, dann spricht das für die Stärke der Bundesliga“, sagte er vor dem rein deutschen Endspiel, „aber weniger für die Stärke des deutschen Handballs.“ Beim Anpfiff des Finalrückspiels zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt standen zwei deutsche Feldspieler auf der Platte, die Kieler Dominik Klein und Christian Zeitz. Die Stützen der Teams kommen vor allem aus Dänemark, Schweden und Frankreich.
In den Jahren zuvor hatten spanische Mannschaften die Champions League dominiert, auch da spielen etliche Stars aus ganz Europa, aber gibt es eben eine Quote, die den Teams den Einsatz von spanischen Spielern zumindest in der Liga vorschreibt. Ende vergangenen Jahres wurde in der Liga über eine Ausländerbeschränkung abgestimmt. Ergebnis: In der Bundesliga dürfen Teams dürfen ohne einen einzigen Deutschen auflaufen.
Seitdem streiten sich Schwenker und Brand via Presse darüber, wer für den Handballboom, den die WM ausgelöst hat, in erster Linie verantwortlich ist. Brand bezeichnete Schwenker als „egoistisch und stur“. Schwenker sagte über die Ausländerbeschränkung: „Das Thema langweilt mich.“ Während der Kieler sagt, es seien doch die Klubs, die die Spieler bezahlten und damit indirekt die Nationalmannschaft subventionieren, verweist der Bundestrainer darauf, dass einzig die deutschen Nationalspieler bundesweit bekannt seien („Die anderen kennt doch kein Mensch“).
Beim Allstar-Spiel am Dienstagabend verzichtete Brand auf die ausgebrannten WM-Helden Pascal Hens, Torsten Jansen, Florian Kehrmann und Holger Glandorf. Auch wenn das Spiel nicht allzu viel Aussagekraft besitzt, eines war deutlich zu erkennen. Die jungen Spieler, die sich auch bei den anstehenden Testspielen gegen Ex-Weltmeister Spanien bewähren sollen, stehen erst am Anfang ihrer sportlichen Entwicklung. Sie müssen noch aufschauen zu den WM-Helden des Winters.
Das können sie demnächst im Kino. Denn auf Handballer war war während der WM beinahe immer eine Handy-Cam gerichtet. Am 2. August soll der Wintermärchenfilm ins Kino kommen. Titel: „Projekt Gold – eine deutsche Handball-WM“.